Ukraine: Russisches Schiff laut Medien beschädigt
Veröffentlicht 4. August 2023Zuletzt aktualisiert 4. August 2023
Das Wichtigste in Kürze:
- Ukraine: Russisches Landungsschiff bei Drohnenangriff beschädigt
- IAEA findet keine Sprengsätze auf Dächern von AKW Saporischschja
- Schwere Kämpfe im Süden und Osten der Ukraine
- USA kritisieren erneut Moskaus Ausstieg aus Getreide-Deal
- Norwegen auf Russlands Liste "unfreundlicher Staaten"
Bei einem ukrainischen Seedrohnenangriff auf den russischen Schwarzmeerhafen von Noworossijsk ist nach Angaben aus Kiew ein Landungsschiff schwer beschädigt worden. Ein Video des Einsatzes zeige, wie eine Seedrohne des Geheimdienstes SBU, beladen mit 450 Kilogramm Sprengstoff, das feindliche Schiff angreife, zitieren mehrere ukrainische Medien einen Informanten. Das Schiff soll etwa 100 Mann Besatzung gehabt haben.
In dem veröffentlichten Video, dessen Echtheit bisher nicht überprüft werden konnte, ist der Angriff aus der Drohnenperspektive bis kurz vor der Schiffswand zu sehen. Es soll sich um eine gemeinsame Operation des SBU mit der ukrainischen Marine gehandelt haben, so die Berichte aus Kiew. Später aufgenommene Bilder zeigten das 1976 in Dienst genommene Landungsschiff "Olenegorski gornjak" (Olenegorsker Bergmann) in geneigter Lage in der Bucht von Noworossijsk.
Das russische Verteidigungsministerium hatte einen Drohnenangriff in Noworossijsk bestätigt, aber behauptet, dieser sei abgewehrt worden. Auch kriegsbefürwortende russische Militärblogger veröffentlichten jedoch Fotos und Videos von dem Schiff in Schieflage und schrieben von Beschädigungen. Schon mehrfach hat die Ukraine russische Schiffe unddie Brücke zur 2014 annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim mit ferngesteuerten Seedrohnen angegriffen. Im vergangenen Jahr versenkten ukrainische Kräfte das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, die "Moskwa", durch einen Raketenschlag. Auch damals hatte das Ministerium in Moskau den Treffer zunächst heruntergespielt.
IAEA findet keine Sprengsätze auf Dächern von AKW Saporischschja
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat nach monatelangem Drängen Zutritt zu weiteren Bereichen des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja erhalten. Auf den Dächern der Blöcke 3 und 4 und in Turbinenhallen seien bei der Besichtigung am Donnerstagnachmittag keine Minen oder andere Sprengkörper gesehen worden, teilt die IAEA mit. Ende Juli hatte die IAEA erklärt, ihre Inspektoren hätten Minen zwischen den inneren und äußeren Umzäunungen der Anlage gefunden. IAEA-Chef Rafael Grossi erklärte, er begrüße, dass den Experten endlich dieser zusätzliche Zugang zur Anlage gewährt worden sei. Er forderte erneut Zugang auch zu den Dächern der restlichen Reaktorblöcke.
Selenskyj: "Die Angriffe sind sehr brutal"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in seiner allabendlichen Ansprache an die schweren Kämpfe im Osten und Süden des Landes erinnert. "Die Besatzer versuchen mit aller Kraft, unsere Jungs aufzuhalten. Die Angriffe sind sehr brutal", sagte Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache.
Er verwies dabei auf mehrere Zentren im Osten, in denen die Kämpfe toben. "Im Süden ist alles schwierig. Aber was auch immer der Feind unternimmt, es ist die ukrainische Stärke, die dominiert."
Gegenoffensive kommt nur mühsam voran
Die ukrainische Armee hat im Juni mit einer lange erwarteten Gegenoffensive begonnen, sie hat aber bislang nur bescheidene Fortschritte verzeichnet. Derzeit werde unter anderem in Kupiansk, Lyman und Bachmut sowie an der südlichen Front gekämpft, sagte Selenskyj.
Im Spätsommer und Herbst 2022 hatte die Ukraine vergleichsweise rasch Geländegewinne rund um Cherson und Charkiw gemacht. Inzwischen sind aber die russischen Stellungen besser befestigt. Kiew hatte davor gewarnt, dass die Gegenoffensive sich hinziehen könne, und die Verbündeten um zusätzliche Waffenlieferungen gebeten.
"Widerwärtige" Zustände in Rekrutierungszentren
Präsident Selenskyj ging in seiner jüngsten Videoansprache auch auf die Situation in den ukrainischen Rekrutierungszentren ein. Er habe ein langes Gespräch mit Innenminister Ihor Klymenko und dem Leiter des ukrainischen Sicherheitsdienstes, Wasyl Maljuk, zu dem Thema geführt. Eine Untersuchung der Rekrutierungszentren in der Ukraine habe etliche empörende Missstände aufgezeigt. Diese seien "einfach widerwärtig", sagte Selenskyj.
In den Rekrutierungszentren sollten in Zukunft Menschen arbeiten, die selbst erfahren hätten, was Krieg bedeute, und die den Wert des Schutzes der Ukraine verstünden. Der Leiter eines Rekrutierungszentrums in Odessa war im vergangenen Monat wegen Korruption verhaftet worden. Ein schärferes Vorgehen gegen Korruption ist eine der Bedingungen für einen Beitritt der Ukraine zur EU.
London: Russland erhöht das Risiko
Um Getreideexporte aus der Ukraine zu verhindern, geht Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste ins Risiko. Mit sogenannten Kamikaze-Drohnen aus iranischer Produktion griff Russland zuletzt Ziele an, die nur 200 Meter von der rumänischen Grenze - und damit NATO-Gebiet - entfernt lagen, wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte. "Dies deutet darauf hin, dass Russland seine Risikobereitschaft für Angriffe in der Nähe von NATO-Territorium erhöht hat." Ziel der Attacken sei, die internationale Schifffahrt dazu zu bringen, den Handel über ukrainische Donauhäfen einzustellen.
USA werfen Russland "Erpressung" vor
US-Außenminister Antony Blinken hat Russland angesichts des Ausstiegs aus dem Getreideabkommen "Erpressung" vorgeworfen. "Jedes Mitglied der Vereinten Nationen sollte Moskau auffordern, endlich damit aufzuhören, das Schwarze Meer zur Erpressung zu nutzen", sagte Blinken bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zum Thema Ernährungssicherheit. "Es muss endlich Schluss damit sein, die schwächsten Menschen als Druckmittel zu benutzen. Schluss mit diesem ungerechtfertigten, skrupellosen Krieg", sagte Blinken.
Vor etwa zwei Wochen war Russland aus dem Getreideabkommen ausgestiegen, das der Ukraine trotz des Krieges den Export von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht hatte. Im vergangenen Jahr waren so fast 33 Millionen Tonnen Korn aus ukrainischen Häfen ausgeführt worden. Der Ausstieg Russlands aus dem Abkommen hat weltweit zu steigenden Getreidepreisen geführt.
Moskau verlangt seinerseits Garantien für eigene Exporte, unter anderem von Düngemitteln. So lange die "unrechtmäßigen Hindernisse" bestünden, mit denen der Westen den Export landwirtschaftlicher Produkte aus Russland behindere, sei es unmöglich, Themen der Ernährungssicherheit anzugehen, sagte der russische Vize-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dmitri Poljanski.
Moskau stuft auch Norwegen als "unfreundlich" ein
Die russische Regierung hat Norwegen zu einem "unfreundlichen Staat" erklärt. Der Erlass sieht unter anderem Einschränkungen bei der Beschäftigung russischer Staatsbürger als Botschafts- oder Konsulatsmitarbeiter vor, wie es auf der Webseite der Regierung hieß. Norwegen soll demnach die Höchstzahl an 27 beschäftigten Ortskräften landesweit nicht überschreiten. Die russische Regierung hatte 2021 nach einem Erlass des Präsidenten Wladimir Putin mit der Erstellung einer Liste "unfreundlicher Staaten" begonnen.
Inzwischen stehen rund 50 Staaten auf der Liste, unter ihnen auch Deutschland, Frankreich, die USA, die Ukraine und die EU als Staatenverbund. Dadurch ist die Arbeit der diplomatischen Vertretungen der jeweiligen Länder deutlich eingeschränkt. Norwegen grenzt im Norden auf knapp 200 Kilometern Länge an Russland. Zudem ist es die Heimat von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Nach einem Spionage-Skandal hatte Norwegen im April 15 russische Diplomaten ausgewiesen. Russland bestellte als Reaktion darauf den norwegischen Botschafter ein und verwies zehn norwegische Diplomaten des Landes.
Berlin hofft auf chinesische Teilnahme am Ukraine-Gipfel
Die Bundesregierung hat vor dem Beginn einer internationalen Ukraine-Konferenz ihrer Hoffnung auf eine Teilnahme Chinas Ausdruck verliehen. Es gebe "einigermaßen positive Signale", wonach Peking eigene Vertreter zu dem Treffen im saudischen Dschiddah entsenden werde, hieß es aus Regierungskreisen. Das Königreich hat für das Wochenende die Ukraine, ihre westlichen Verbündeten sowie Entwicklungs- und Schwellenländer aus dem sogenannten Globalen Süden eingeladen. Russland wird nicht dabei sein.
Im Juni hatten bereits ähnliche Gespräche in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen stattgefunden. Damals hatte China seine Teilnahme mit Verweis auf Terminschwierigkeiten abgesagt. Saudi-Arabien bemüht sich seit längerem um eine Vermittlerrolle im Ukraine-Krieg. Das Land hat die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats gebilligt, die den russischen Angriffskrieg sowie die von Russland erklärte Annexion besetzter ukrainischer Gebiete verurteilten. Gleichzeitig stimmt sich die saudische Regierung in der Energiepolitik weiterhin eng mit Moskau ab.
qu/uh/jj/se/haz/bru (dpa, afp, rtr, ap)
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