Ukraine und Russland: Keine Brüder mehr!
Zwei Monate nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine hat Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko letzten Dienstag die Demontage einer Statue angeordnet, die für die Freundschaft der beiden Nationen steht.
Schon länger Risse in den Beziehungen
Die Anlage besteht aus mehreren Denkmalen, die Anfang der 80er Jahre zur 1500-Jahr-Feier von Kiew errichtet wurden und an die Freundschaft zwischen Ukrainern und Russen erinnern sollen. Auf dem Bogen der Völkerfreundschaft brachten Aktivisten 2018 einen Riss an, um auf in Russland und auf der Krim inhaftierte Ukrainer aufmerksam zu machen, darunter der 2019 freigelassene Filmregisseur Oleh Senzow.
"Brüder töten keine Brüder"
Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte den anwesenden Journalisten, dass man damit begonnen habe, russische Symbole aus der Stadt zu entfernen. "Man tötet seinen Bruder nicht. Man vergewaltigt nicht seine Schwester. Man zerstört nicht das Land seines Freundes. Deshalb haben wir heute dieses Denkmal abgebaut", sagte er. Weitere Statuen könnten folgen.
Alle Bande der Freundschaft zerrissen?
Bei der Statue, die nun abgerissen wurde, handelt es sich um eine 6,20 Meter hohe Bronzeskulptur, die einen russischen und einen ukrainischen Arbeiter darstellt. Zusammen recken sie das Band der sowjetischen Völkerfreundschaft in die Höhe, um an die "Wiedervereinigung" zwischen Russland und der Ukraine zu erinnern.
Keine gute Zeit für Freundschaft
Serhii Myrhorodskyi hatte das Denkmal seinerzeit entworfen. Nun sagte der 86-Jährige: "Es ist die richtige Entscheidung. Es gibt keine Freundschaft mit Russland und es wird auch für lange Zeit keine Freundschaft geben, solange Putin und seine Bande auf dieser Welt sind."
Den Kopf verloren
Beim Abbruch der Statuen ist einer der beiden Köpfe abgebrochen und zu Boden gefallen. Die Arbeiter hätten zunächst Probleme gehabt, erklärte Klitschko wenig später in Sozialen Medien. Doch schließlich sei es ihnen gelungen, die großen Figuren zu entfernen: "Auf die gleiche Weise müssen wir den Feind und die russischen Besatzer einsammeln aus unserem Land vertreiben."
Jubel über De-Russifizierung
Als der Kran das Denkmal aus seiner Verankerung hob und ablegte, jubelte eine Menschenmenge von etwa 100 Personen. Auch anderorts in der Ukraine schreitet die Dekommunisierung voran. Schon seit 2015, als Reaktion auf die Annexion der Krim beschlossen, werden russische Denkmale abgebaut, Straßen und Plätze, die nach russischen Persönlichkeiten benannt sind, werden umbenannt.
Weitere Symbole sollen folgen
Laut Klitschko erarbeitet Kiews Verwaltung Pläne zur Zerstörung von etwa 60 Kiewer Denkmälern. Darüber hinaus gebe es Pläne zur Umbenennung von 460 Straßen und anderen Objekten. Auch die nach Leo Tolstoi benannte Metrostation wäre dann betroffen. Das geht einigen zu weit. Ein Kiewer Bürger sagte dem Guardian. "Man muss zwischen Feinden und weltberühmter Literatur unterscheiden."