Ukraine wirft Belarus Truppenkonzentration an Grenze vor
26. August 2024Die Ukraine hat dem mit Russland verbündeten Nachbarland Belarus vorgeworfen, Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammenzuziehen. Das Außenministerium in Kiew teilte mit, ukrainische Geheimdienste hätten beobachtet, dass Belarus "unter dem Deckmantel von Übungen eine erhebliche Zahl von Kräften in der Region Gomel in der Nähe der ukrainischen Grenze zusammengezogen hat". Die Ausrüstung umfasse Panzer, Artillerie, Luftabwehrsysteme und Pioniertechnik.
Kiew warnte Belarus davor, unter dem Druck Russlands "tragische Fehler" zu begehen. Die belarussische Armee müsse ihre "unfreundlichen Akte" einstellen. Das Außenministerium forderte die belarussischen Streitkräfte auf, ihre Truppen von der Grenze abzuziehen und einen Abstand zur ukrainischen Grenze einzunehmen, der größer sei als die Reichweite der belarussischen Raketensysteme. Die Militärübungen im Grenzgebiet stellten auch wegen der Nähe des Atomkraftwerks Tschernobyl eine Gefahr für die "weltweite Sicherheit" dar.
Auch wieder Wagner-Söldner dabei
Das ukrainische Ministerium erklärte zudem, es habe die Anwesenheit von Kämpfern der früheren russischen Söldnergruppe Wagner festgestellt, von denen einige nach dem gescheiterten Aufstand ihres Chefs Jewgeni Prigoschin in Russland im Juni 2023 von Belarus aufgenommen worden waren.
"Wir betonen, dass die Ukraine niemals feindliche Aktionen gegen das belarussische Volk unternommen hat oder unternehmen wird", fügte das Ministerium hinzu. Die Erklärung erfolgte vor dem Hintergrund der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk. Seit dem 6. August meldete die Ukraine dort beträchtliche Geländegewinne. Gleichzeitig rückt Russland im Osten der Ukraine weiter vor.
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko ist ein enger Verbündeter und Unterstützer von Russlands Präsident Wladimir Putin. Sein Land ist politisch und wirtschaftlich von Russland abhängig.
Die EU wirft Belarus unter anderem vor, sein Territorium als Aufmarschgebiet für russische Truppen zur Verfügung zu stellen. Vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 hatte Russland unter dem Deckmantel eines Manövers große Truppenverbände auf belarussischem Gebiet nahe der ukrainischen Grenze zusammengezogen.
Drei Tote nach russischen Attacken
Die Ukraine meldete derweil erneute schwere russische Luftangriffe. Dabei wurden nach Behördenangaben mindestens drei Menschen getötet. Tote waren demnach in Luzk im Westen des Landes, in Dnipro im Osten und in Saporischschja im Süden zu beklagen.
In der Hauptstadt Kiew war die Strom- und Wasserversorgung teilweise unterbrochen. Nach Angaben des ukrainischen Militärs flogen in der Nacht bis zu zehn Drohen Richtung Kiew, die allesamt zerstört wurden. Mit 15 Regionen sei über die Hälfte des Landes von den Angriffen betroffen, teilte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal ergänzend mit.
Die russische Flugabwehr zerstörte nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 20 von der Ukraine auf russisches Gebiet gerichtete Drohnen. Neun davon seien über der Region Saratow, drei über Kursk und jeweils zwei über Belgorod, Brjansk und Tula abgefangen worden. Über den Regionen Orjol und Rjasa sei jeweils eine Drohne entdeckt worden. In Saratow, etwa 900 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, wurde der Flughafen beschädigt, wie die Behörden mitteilten. Eine Frau sei verletzt worden.
sti/se (afp, dpa, rtr)