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Mann des Volkes

Michaela Paul12. Januar 2009

Er weiß, wie er das Volk begeistern kann: Jacob Zuma, der designierte Präsidentschaftkandidat Südafrikas - egal, ob er im Nadelstreifenanzug oder im Leopardenfell auftritt.

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Jacob Zuma bei einer Parteiveranstaltung 2008, Foto: ap
Mit Gesang und Tanz auf Stimmenfang: ZumaBild: picture-alliance/dpa

"Awulethu Ushimi Wami"- "bringt mir mein Maschinengewehr", so heißt das Lieblingslied und Markenzeichen von Jacob Zuma. Bei fast jedem seiner öffentlichen Auftritte tanzt und singt der Chef des Afrikanischen Nationalkongresses ANC - und seine Anhänger lieben ihn dafür.

Der 66-Jährige vom Stamm der Zulu gilt als traditionsbewusst und als Mann des Volkes. Er wuchs auf dem Land auf, sein Vater starb früh. Für einen Schulbesuch reichte das Geld der Familie nicht aus. Mit 17 trat Zuma im Kampf gegen die Apartheid der ANC bei. Wie Nelson Mandela verbrachte auch er zehn Jahre wegen Hochverrats auf der Gefängnisinsel Robben Island, was auch sein Ansehen bei der schwarzen Bevölkerung steigerte. Zuma selbst bezeichnet sich gerne selbst als "Anwalt der Armen". Vor allem die sozial schwache Bevölkerungsschicht sieht in ihm den Hoffnungsträger Südafrikas.

Korrupter Populist?

Doch ist Jacob Zuma wirklich der richtige Mann an der Führungsspitze Südafrikas? Absolute Unterstützung erhält er von den ANC-Linken, den Kommunisten und dem Gewerkschaftsbund COSATU. Aber auch von denjenigen, die von der neoliberalen Wirtschaftspolitik des ehemaligen Staatsoberhauptes Mbeki enttäuscht sind. Kritiker hingegen bezeichnen Zuma als unberechenbaren und gefährlichen Populisten, der vor allem eines ist: korrupt.

Und tatsächlich hatte der skandalumwitterte Politiker in der Vergangenheit immer wieder Ärger mit der Justiz. Zuma geriet 2005 zum ersten Mal wegen angeblicher Bestechlichkeit ins Visier der Staatsanwaltschaft. Sein Finanzberater Schabir Shaik hatte beim größten Rüstungsauftrag Südafrikas Schmiergelder kassiert und wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil endete für Zuma mit einem Freispruch, Staatschef Mbeki enthob ihn jedoch seines Amtes als Vize-Präsident.

Trotz allem: Zuma ist der Favorit

Doch der Korruptionsverdacht zog sich weiter durch Zumas Karriere: Kurz nachdem er Mbeki 2007 aus dem Amt des ANC Chefs gedrängt hatte, erhob die Staatsanwaltschaft erneut Anklage gegen ihn wegen Korruption, Erpressung und Geldwäscherei. Aber wieder reichten die Beweise nicht aus, der Prozess wurde eingestellt. Zuma und seine Anhänger behaupteten, Mbeki stecke hinter den Vorwürfen. Er wolle ihm den Weg zur Präsidentschaft versperren, so ein Anhänger:

Auch wenn der Bestechungsprozess um Zuma in die nächste Runde geht - sonderlich beunruhigt scheint der Präsident des ANC nicht zu sein. Er bereitet schon seine Kampagne für die Präsidentschaftswahl im Frühjahr 2009 vor. Und seine Anhänger sind ihm auch trotz aller Skandale immer noch treu ergeben. Für sie geht Zuma nach wie vor als Favorit ins Rennen um die Präsidentschaft. Daran wird auch eine neue Anklage wohl nichts mehr ändern.