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UMTS erhält Konkurrenz

Andreas van Hooven30. Juli 2002

Über 50 Milliarden Euro blätterten Mobilfunkanbieter im August 2000 für den Erwerb deutscher UMTS-Lizenzen auf den Tisch. Zur Markteinführung Ende 2003 könnte bereits ein Kontrahent auf UMTS warten.

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"Unsichtbarer" Internetzugang in New York's Washington Square ParkBild: AP

Im malerischen Englischen Garten von München bevölkern Gäste nicht nur bei Sonnenschein die Biergärten. Zwischen Weissbier und Brez’n wird geplaudert oder mit dem Handy telefoniert. Ende 2003 sollen Handys mit der neuen UMTS-Technik ausgerüstet den mobilen Zugang zum Internet noch schneller und komfortabler machen. Etwa in der freien Natur. Münchens Stadtväter wollten nicht warten und "mobilisierten" ihre Gartenbesucher schon jetzt für das World Wide Web.

Zur Brotzeit ins Firmennetz

Mit dem Projekt E-Garten.net richtete München ein Computer-Netzwerk ohne Kabel und Stecker (WLAN) im Englischen Garten ein und verband dieses mit dem Internet. Die Biergärten Chinesischer Turm und Seehaus sind fortan drahtlose Wege ins Web. Haben Besucher ein Laptop oder Handheld (Taschencomputer) mit WLAN-Karte dabei, können drahtlos Verbindung zu Sendeempfängern des WLANs herstellen. Die Empfänger wiederum sind an einen internetfähigen Computer gekoppelt. Für zwei Euro Gebühr je Stunde wird mobil gechattet, gesurft oder gar eine Verbindung ins Büronetz des Arbeitgebers hergestellt.

Wireless LAN Adapter
WLAN-Karte für ein Laptop: Sie stellt die Funkverbindung zur einem drahtlosen Computernetzwerk her.Bild: MobilCom

WLAN macht UMTS schon jetzt Konkurrenz. Ein Grund ist die Geschwindigkeit der Datenübertragung. Während UMTS-Handys Übertragungsraten von 2MBit/s zum Internet liefern sollen, kann ein WLAN – abhängig vom Internetzugang – schon jetzt 11MBit/s an Daten aus dem Web ziehen. Zudem sind Endgeräte wie Laptops und Handhelds effizienter und handlicher in der Datenverwertung und Speicherung als ein Handy. So kann im Chinesischen Turm oder Seehaus zum Beispiel online an der eigenen Homepage gebastelt werden. Selbst große Datenbankabfragen sind machbar.

Microsoft E-Book Reader
Handheld (PDA): Minirechner in Taschengröße mit vollem BetriebssystemBild: AP

Teures Handyvergnügen

UMTS wird in ganz Deutschland verfügbar sein. Bis WLANs vielerorts den Zugang zum Web sichern, müssten noch viele Sendeempfänger aufgestellt werden. Nur 500 Meter beträgt die Reichweite der Geräte. Etwa zwei Bücher breit, sind sie jedoch platzsparend. Im Vergleich zur UMTS-Technik soll WLAN außerdem freundlich zur Umwelt und Gesundheit sein. Im australischen Sydney haben WLAN-Begeisterte ein Stadt-Netz aus 170 Sendern errichtet und surfen drahtlos im Web. Österreichs Metropole Wien besitzt das erste drahtlose Stadtnetz Europas. Surfen in Wiener Hot Spots (Internet-Cafés mit WLAN) kostet monatlich 20-35 Euro plus 30-60 Cent je Megabyte an übertragender Datenmenge. Per Handy ist das Surfen etwa 17mal so teuer.

Geschäftsfrau auf Flughafen
US-Flughäfen bauen WLAN-Netzwerke für drahtlose Internetzugänge auf.Bild: Bilderbox

Selbst vor Aachens historischer Altstadt macht WLAN nicht Halt. Für nur 15.000 Euro hat die Telefonfirma Accom den Stadtkern mit einem WLAN vernetzt. Accom nahm darauf Verhandlungen zum Aufbau eines bundesweiten WLANs mit dem Berliner Kabelnetzbetreiber Berlikomm auf. Das mögliche Zusammenwachsen vieler WLANs ähnelt der Geschichte des Internets: Nicht wenige Interessenten – wie die Mobilfunkbetreiber – verbreiten kostenintensiv eine neue Technologie. Sondern viele Verbraucher nutzen eine bestehende Infrastruktur (Telefonnetz) und erneuern Endgeräte, Rechner an Web-Knotenpunkten und Software.

UMTS schon veraltet?

Telefonverbindungen aus Kupferdraht vernetzen fast jeden Ort in Deutschland und ermöglichen so den Aufbau von WLAN-Internetzugängen. Zum Teil vor Jahrzehnten verlegt, lassen die Klingeldrähte mittels DSL-Technik (2. Generation) dennoch Übertragungsraten von eineinhalb Mbit/s zu. Die an vielen Orten verfügbaren neuen Glasfaserzugänge ermöglichen gar Übertragunsgraten im Bereich mehrerer Gigabit/s.

Dem UMTS-Mobilfunknetz stehen zur Startphase Ende 2003 gerade einmal bescheidene 384 Kilobit/s zur Verfügung. Geschätzte 75 Milliarden Euro kostet die Mobilfunkbetreiber in Deutschland der Schritt zum "fortschrittlichen" UMTS. Dabei ist WLAN schon jetzt als Nachfolger von UMTS für einen zukünftigen Mobilfunkstandard im Gespräch. Damit würde die "Funk-Telefonie" – wie im schönen Englischen Garten – aus der Höhe in Bodennähe zurückkehren.