UN-Bericht enthüllt systematische Zwangsarbeit in Nordkorea
16. Juli 2024Die Vereinten Nationen werfen Nordkorea schwerste Menschenrechtsverletzungen vor. In einem jüngst veröffentlichten Bericht legen die UN ein Zwangsarbeitssystem offen, das dazu diene, die Bevölkerung zu "kontrollieren, überwachen und indoktrinieren".
Systematisch ausgebeutet
Es handelt sich nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte um ein ausgeklügeltes, staatliches System, das den mindestens zehnjährigen Militärdienst sowie sogenannte revolutionäre Schockbrigaden umfasst.
Letztere sind vom Staat organisierte Arbeitsgruppen, in denen Bürgerinnen und Bürger zu teils monatelanger "schwerer körperlicher Arbeit" etwa auf Baustellen oder in der Landwirtschaft gezwungen würden, für die sie gar nicht oder kaum entlohnt würden.
Das System beginne laut dem Bericht schon in der Schulzeit und erstrecke sich bis ins Ausland, wo das diktatorische Regime von Machthaber Kim Jong Un Menschen hinschicke, um sie dort arbeiten und Devisen verdienen zu lassen.
In den vergangenen Jahren hatten Medien im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaften in Russland oder Katar über nordkoreanische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter auf Baustellen berichtet. In dem UN-Bericht heißt es in Bezug auf die Gastarbeiterinnen und -arbeiter aus Nordkorea, der Staat habe bis zu 90 Prozent ihres Lohns einbehalten, ihre Reisepässe beschlagnahmt und sie ständig überwacht.
Aussagen von Geflüchteten belegen System
Grundlage für den UN-Bericht sind 183 Interviews zwischen 2015 und 2023 mit Menschen, denen die Flucht aus Nordkorea gelungen war.
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk erklärte, die in dem Bericht zitierten Zeugenaussagen gewährten einen "schockierenden und erschütternden Einblick in das Leid, das Menschen durch Zwangsarbeit zugefügt wird".
Die Menschen würden "gezwungen, unter unerträglichen Bedingungen zu arbeiten - oft in gefährlichen Bereichen, ohne Bezahlung, freie Berufswahl oder die Möglichkeit, ihre Tätigkeit zu beenden" sowie "ohne Schutz, medizinische Versorgung, Freizeit, Nahrung und Unterkunft".
Sexualisierte Gewalt an der Tagesordnung
Zudem erführen die Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter konstante körperliche und sexualisierte Gewalt. Insbesondere Frauen seien der "ständigen Gefahr sexueller Gewalt" ausgesetzt.
Bereits vor zehn Jahren hatte die UN einen ähnlichen Bericht über weitverbreitete Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea veröffentlicht - darunter Zwangsarbeit, gezieltes Aushungern, Vergewaltigung und Folter.
Die Verfasser des Berichts forderten die nordkoreanische Regierung auf, "Zwangsarbeit in all ihren Ausprägungen" sowie "Sklaverei und sklavereiähnliche Praktiken" zu beenden und "Kinderarbeit" abzuschaffen. Zudem riefen sie den UN-Sicherheitsrat auf, angesichts der Lage in Nordkorea den Internationalen Strafgerichtshof anzurufen.
pdo/sti (afp, epd)