Beweise für Giftgaseinsatz in Syrien
16. September 2013Es gebe "klare und überzeugende Beweise", dass am 21. August bei Damaskus das Giftgas Sarin eingesetzt worden sei, heißt es in dem Bericht von UN-Chefwaffeninspekteur Ake Sellström. Als Trägersysteme hätten die Waffeninspekteure Boden-Boden-Raketen identifiziert. Nach Berichten von Diplomaten bezeichnete Generalsekretär Ban Ki Moon Giftgasangriffe vor dem höchsten UN-Gremium als "Kriegsverbrechen". Er forderte demnach, der geplanten Vernichtung der syrischen Chemiewaffen mit Sanktionsdrohungen Nachdruck zu verschaffen. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle verlangte, dass der Sicherheitsrat den Internationalen Strafgerichtshof einschaltet, um die Verantwortlichen für den Giftgasangriff zur Rechenschaft zu ziehen.
Nach Erkenntnissen der Vereinigten Staaten waren bei dem Giftgaseinsatz etwa 1400 Personen getötet worden. Die USA und ihre Verbündeten machen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar-al-Assad dafür verantwortlich, Russland und Syrien die Aufständischen. In dem Bericht heißt es weiter, Chemiewaffen seien in dem seit 30 Monaten andauernden Konflikt "in relativ großem Maßstab" eingesetzt worden.
Streit um Sanktionen gegen Syrien
Unklar ist, ob der Bericht auch auf die Schuldfrage eingeht. Der Auftrag der Inspekteure lautete, Fakten zu sammeln. Er erstreckte sich nicht darauf, wer die Chemieaffen verwendete. Der Bericht der UN-Experten gilt als wichtig für die weiteren Beratungen des Sicherheitsrats über die russische Initiative, die Chemiewaffen des Assad-Regimes zunächst der internationalen Kontrolle zu unterstellen und dann zu vernichten.
Während die USA, Frankreich und Großbritannien eine robuste Resolution des obersten UN-Gremiums fordern, die auch die Drohung mit militärischen Mitteln bei Nichtbeachtung der Beschlüsse beinhalten soll, will Russland einen solchen Automatismus vermeiden. Dies sei nicht Teil der zwischen ihm und US-Außenminister John Kerry am Samstag in Genf ausgehandelten Vereinbarung, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow.
Tödlicher als Zyanid
Das Nervengas Sarin gehört zu den am meisten gefürchteten chemischen Kampfstoffen. Es ist nach UN-Angaben 26 mal tödlicher als Zyanid. Es ist farb-, geruch- und geschmacklos und kann bereits in einer Dosis von nur einem halben Milligramm zum Tode führen. Das Gift kann über die Haut und Atemwege in den Körper gelangen. Signale einer Sarin-Vergiftung reichen je nach Stärke von Sehstörungen und Muskelzuckungen über Atemnot und Krämpfe bis hin zu Erbrechen, Bewusstlosigkeit und Atemnot. Gegenmittel wirken nur bei sofortiger Verabreichung. Auch Überlebende einer Sarin-Vergiftung tragen häufig Langzeitschäden davon.
gmf/kle (afp, rtr)