UN: Menschenrechtsverbrechen in Nigeria
12. Januar 2012Angesichts einer zunehmenden Verschärfung der Lage in Nigeria hat die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, die Gewalt gegen Zivilisten und Vertreibungsaktionen verurteilt. In Genf forderte sie am Donnerstag (12.01.2012) die christlichen und muslimischen Führungskräfte des westafrikanischen Landes auf, gemeinsam gegen die religiös begründete Gewalt vorzugehen. Die Religionsführer müssten aufgebrachte Gläubige von Racheakten abhalten, verlangte sie in Genf. Der nigerianischen islamistischen Terrorgruppe Boko Haram warf sie Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
"Gefährliche Situation"
Sie warnte alle Verantwortlichen davor, in die Falle von Racheaufrufen oder anderen provokativen Äußerungen zu laufen. "Es wird nur Verlierer geben, wenn es 'Boko Haram' gelingt, Zwietracht zwischen Muslimen und Christen zu säen", sagte Pillay. Die Tatsache, dass bereits religiöse Minderheiten aus Angst vor Übergriffen aus ihrer Heimat flüchteten, zeige, wie gefährlich die Situation bereits für das Land als Ganzes geworden sei. Pillay warnte die Sicherheitskräfte zugleich vor dem Gebrauch exzessiver Gewalt während ihrer Einsätze. Dies könnte weitere Spannungen und Unmut in der Bevölkerung hervorrufen. Die Ordnung zu gewährleisten, sei in dieser Lage eine extrem schwierige Herausforderung, räumte die UN-Kommissarin ein.
Die Terrorgruppe Boko Haram hatte erst kürzlich in einem Video die jüngsten Anschläge auf Christen in Nigeria verteidigt. Darin droht die Organisation mit Vergeltung "für das, was Christen uns angetan haben".
Der Vorsitzende des Dachverbandes der wichtigsten Kirchen in Nigeria, Ayo Oritsejafo, hatte am Wochenende erklärt, die Christen würden sich künftig selbst verteidigen. An Weihnachten waren bei Anschlägen auf Kirchen fast 50 Menschen getötet worden. Seitdem reißt die Gewalt nicht ab. Die Zahl der Opfer von Überfällen mutmaßlicher Anhänger der radikalislamischen Sekte Boko Haram und anderer religiös motivierter Bluttaten hat sich seitdem auf über 100 erhöht.
Andauernde Streiks und Proteste
Zugleich ist ein Ende der Proteste aufgebrachter Bürger gegen die massive Benzinpreiserhöhung in Nigeria ist nicht absehbar. Überall im Land forderten Demonstranten - am Donnerstag den vierten Tag in Folge - wieder die Regierung auf, die Streichung der Treibstoff-Subventionen zurückzunehmen. In Schätzungen ist von Zehntausenden Teilnehmern die Rede. Die genaue Zahl ist aber unklar.
Am Mittwoch hatten Korrespondenten sogar von mehreren Millionen Demonstranten berichtet. Die meisten Geschäfte, Behörden und Fabriken in Nigeria sind nach wie vor geschlossen.
Autor: Herbert Peckmann (epd, kann, rtr, dapd)
Redaktion: Sabine Faber