UN-Sicherheitsrat verurteilt Atomtest
12. Februar 2013Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte in einer eilig einberufenen Sondersitzung den Atomtest des kommunistischen Landes als schwerwiegende Verletzung der bestehenden Resolutionen. Das höchste UN-Gremium will unverzüglich mit der Ausarbeitung "angemessener Maßnahmen" beginnen, wie sein Vorsitzender, Südkoreas Außenminister Kim Sung Hwan, nach der Dringlichkeitssitzung in New York mitteilte. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon stellte klar: "Die Führung in Nordkorea sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass Nuklearwaffen ihre Sicherheit erhöhen. Im Gegenteil: Wenn Pjöngjang nach Atomwaffen strebt, wird es immer nur noch mehr an Isolation leiden".
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, erklärte, die USA und ihre Verbündeten strebten an, die Sanktionen gegen Nordkorea weiter zu verschärfen. Erst im Januar hatte der Rat mit einer Resolution die bereits bestehenden Strafmaßnahmen ausgeweitet. Die Weltgemeinschaft reagierte damit auf den Test einer Langstreckenrakete im Dezember durch Pjöngjang.
Stärkster Atomtest
Ungeachtet internationaler Warnungen hatte Nordkorea Dienstagfrüh seinen dritten und nach eigenen Angaben bislang effizientesten Atomwaffenversuch vorgenommen und damit weltweit Sorge um den Frieden in der Region ausgelöst. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete, bei dem unterirdischen Test sei ein "miniaturisierter" Sprengsatz mit einer deutlich höheren Explosionskraft als bei den Versuchen 2006 und 2009 gezündet worden. Messtationen in westlichen Ländern registrierten den Test mit einer Stärke zwischen 4,9 und 5,2.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums lag die Stärke der Detonation bei mehr als sieben Kilotonnen TNT. Zum Vergleich: Die im Zweiten Weltkrieg von einem US-Kampfpiloten über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfene Bombe hatte eine Stärke von etwa 20 Kilotonnen.
Pjöngjang stößt weitere Drohungen aus
Stunden später legte Nordkorea mit weiteren Drohungen nach. Der Test sei nur eine "erste Gegenmaßnahme" gewesen, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang. Sollten die USA durch ihr "feindseliges Vorgehen gegen die Volksrepublik" die Angelegenheit komplizieren, werde das Land keine andere Wahl haben als "zweite und dritte, stärkere Schritte in Folge zu unternehmen", hieß es weiter.
Mit seinem dritten Atomwaffenversuch könnte das abgeschottete Land nach Auffassung unabhängiger Experten seinem Ziel näher gekommen sein, einen Sprengkopf zu bauen, der auf einer Rakete installiert werden kann. Die Regierung in Washington geht davon aus, dass Nordkorea eine Interkontinental-Rakete entwickeln will, die einen Atom-Sprengkopf bis in die USA tragen kann.
Deutliche Worte auch aus China
Die meisten Regierungen reagierten bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Atomtests mit Bestürzung und verurteilten in scharfen Worten das Vorgehen Pjöngjangs. Der letzte verbliebene gewichtige Verbündete, die Volksrepublik China, vermied zwar das Wort "Verurteilung", lehnte den Versuch aber "entschlossen" ab. Nordkoreas Botschafter in Peking wurde ins Außenministerium einbestellt.
Deutliche Töne kamen auch aus Russland, das bisher ähnlich wie China noch um nachbarschaftliche Beziehungen zu dem kommunistischen Land bemüht war. Der Kreml rief Pjöngjang unter Androhung weiterer Sanktionen zum Verzicht auf das Raketenprogramm auf. Experten in Moskau betonten, der Nachbar Nordkorea sei für Russland inzwischen zu einer Bedrohung geworden.
Der südkoreanische Geheimdienst NIS wollte nicht ausschließen, dass Nordkorea im Falle einer "Bestrafung" durch den UN-Sicherheitsrat einen weiteren Atomwaffenversuch vornehmen und eine neue Langstreckenrakete testen könnte.
se/rb (rtr, ap, dpa, afp)