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Politik

Kämpfe in Libyen empören UN-Sonderberaterin

23. Juli 2022

Bei Kämpfen zwischen Milizengruppen sind in der libyschen Hauptstadt Tripolis 16 Menschen getötet worden. Die UN-Sonderberaterin für Libyen, Stephanie Williams, richtet einen eindringlichen Appell an das Land.

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Libyen Armeekräfte in Tripoli
Mindestens 16 Menschen starben bei den Kämpfen in Tripolis. Es waren die ersten seit rund zwei JahrenBild: Yousef Murad/AP Photo/picture alliance

Der willkürliche Waffeneinsatz in stark bewohnten, städtischen Gegenden ohne Schutz von Zivilisten sei ein schwerer Verstoß gegen humanitäres Völkerrecht, erklärte Stephanie Williams. Auch vor einer Hochzeitsfeier hätten die Kämpfe nicht halt gemacht. Dabei seien Frauen und Kinder getötet worden. "Diese Kämpfe müssen aufhören!" - so der Aufruf der UN-Vertreterin.

Erste Kämpfe seit zwei Jahren

In Libyens Hauptstadt Tripolis war es am Donnerstag und Freitag erstmals seit rund zwei Jahren wieder zu größeren Gefechten gekommen. Dabei wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 16 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Unter den Todesopfern sind nach Angaben der örtlichen Rettungsdienste mindestens sechs Zivilisten.

Es handelt sich um die schwersten Gefechte seit dem Sommer 2020 und um den ersten größeren Bruch der landesweiten Waffenruhe in Libyen seit Inkrafttreten im Oktober desselben Jahres.

Am Samstag war die Lage in Tripolis wieder ruhig. Auch der vorübergehend eingestellte Luftverkehr am Flughafen wurde dort wieder aufgenommen. In der Küstenstadt Misrata kam es allerdings auch am Samstag zu Gefechten. An diesen beteiligten sich unter anderem Milizen, die mit Ex-Innenminister Fathi Baschagha verbündet sind.

Streit um Posten des Regierungschefs

Diesen hatte das Parlament im Osten des Landes in einem umstrittenen Schritt zum Regierungschef des Landes gewählt. Zugleich beansprucht Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba im Land die Macht, der sein Amt aber eigentlich nach einer Wahl im Dezember hätte abgeben sollen. Die Wahl platzte - ob und wann sie nachgeholt wird, ist unklar.

Das ölreiche Land in Nordafrika ist nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 in einen Bürgerkrieg versunken. Bis heute ringen zahlreiche Milizen und politische Lager um Macht und Einfluss. Mehrere ausländische Staaten, darunter die Türkei und Russland, sind an dem Konflikt beteiligt.

Alle Initiativen, den Konflikt beizulegen, blieben bisher erfolglos. Leidtragende sind vor allem die Libyer. 1,3 Millionen Menschen sind nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Familien haben keinen oder nur sehr schlechten Zugang zu medizinischer Versorgung, zu Lebensmitteln, Trinkwasser oder Bildung. Die Arbeitslosenquote liegt laut Weltbank bei rund 20 Prozent, bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren sogar bei schätzungsweise 50 Prozent.

haz/uh (dpa, afp)