Ungarn: Historische Dürre bringt Landwirte an ihre Grenzen
Eine verheerende Trockenperiode macht vielen ungarischen Bauern und Pferdezüchtern zu schaffen. Sie suchen nach Lösungen, hoffen auf Regen - und müssen harte Entscheidungen treffen.
Zu wenig Futter
Andras Eordogh begrüßt seine Pferde auf der Weide. Dem 66-Jährigen gehören rund 150 Hektar Land, auf denen er Pferde und Rinder züchtet sowie Getreide und Gemüse anbaut. Er bringt Kindern gerne das Reiten auf seinen Jährlingen bei. Doch wegen der schweren Dürre kann er nicht mehr genug Futter für die Pferde ernten und muss nun einige davon verkaufen.
Suche nach Lösungen
Ähnlich ergeht es Gergely Lajko, 27, der hier auf seinem Hof in der Nähe von Jaszszentlaszlo Pferde tränkt. Landwirte in ganz Ungarn berichten von Dürreschäden. Lajko sagt, er würde lieber Lösungen finden, als sich zu beklagen. "Vielleicht sollten wir herausfinden, was in der Wüste gedeiht. Arabische Pferderassen? Kiwi-Früchte? Kamele?", scherzt er.
Nichts mehr zu messen
Laut Landwirtschaftsministerium sind rund 550.000 Hektar Land betroffen. In dem ausgetrockneten Kondor-See nahe Kerekegyhaza hat die Wasserstandsanzeige keine Funktion mehr. Istvan Lang, Direktor der Generaldirektion für Wasserwirtschaft, sagt, dass die Regierung in den kommenden acht Jahren umgerechnet 511 Millionen Dollar ausgeben werde, um die Region Homokhatsag vor dem Austrocknen zu bewahren.
Gebilligte Methoden
Csaba Toldi, Leiter einer lokalen Wasserrückhaltegruppe, inspiziert einen provisorischen Damm. Der Bürgermeister von Jaszszentlaszlo und örtliche Landwirte schlossen sich vor fünf Jahren zusammen, um mehrere Kanäle zu blockieren und damit Regenwasser zurückzuhalten. Der Plan verstieß gegen ein altes Gesetz, aber die Bauern erhielten die stillschweigende Zustimmung der Behörden.
Viele geben auf
Doch die diesjährige Dürre hat das Projekt endgültig zum Scheitern gebracht, da es kein Wasser mehr zum Stauen gibt. "Viele Menschen geben die Tierzucht einfach auf. Sie werden langsam ihren Lebensunterhalt verlieren", sagt Ferenc Szepe, 68, ein weiterer Landwirt aus der Gegend, während er sein Protokoll der monatlichen Niederschläge betrachtet.
Suche nach Wasser
Forscher der Eötvös-Loránd-Universität messen im Juni den Grundwasserspiegel und die Fließrichtung auf dem Grund des fast ausgetrockneten Kondor-Sees. Normalerweise fallen in der Region Homokhatsag (Sandrücken) 550 bis 600 Millimeter Regen pro Jahr. Nach Angaben des ungarischen Wetterdienstes fielen in der ersten Hälfte des Jahres 2022 jedoch nur 120 bis 150 Millimeter.
Immer wieder brennen die Wälder
In Ungarn, wie auch im gesamten Rest Europas, brechen durch die Dürre immer wieder Waldbrände aus. Allein im Jahr 2022 verbrannten 6600 Hektar. Mitte Juli kam es zu einem schweren Waldbrand, bei dem ein Mensch starb.
Keine leichte Entscheidung
Zurück auf Andras Eordoghs Hof, auf dem sich ein mit Lehm ausgekleideter See befindet. In seinem "Pferdecamp" spielen die Kinder mit den Pferden im kühlen Nass. Der bevorstehende Verkauf seiner Pferde macht ihm zu schaffen. "Ich will sie wirklich behalten", sagt er. "Aber ich betreibe hier seit fast drei Jahrzehnten Landwirtschaft und kann mich nicht an eine so schwere Dürre erinnern."