Uni Hamburg sagt Ehrung für Putin ab
11. August 2004
Die Universität gab am Montagabend (10.8.) bekannt, dass die Ehrung Wladimir Putins nicht zum vorgesehenen Termin stattfinden kann. Zuvor hatte es massive Proteste von Professoren und Studierenden gegen die Auszeichnung des Präsidenten gegeben. "Die notwendigen Vorbereitungen können nicht mehr abgeschlossen werden." Mit diesen Worten begründete ein Sprecher der Universität Hamburg, warum Wladimir Putin nun doch nicht die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bekommt - jedenfalls nicht zum geplanten Termin am 10. September.
Viel Streit um Ehrung
Um die geplante Ehrung des russischen Präsidenten hatte es viel Streit gegeben. Kaum wurde das Vorhaben Mitte Juli bekannt, entwarf der Dekan der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Michael Greven, einen Protestbrief - den hatten mehr als 60 seiner Professorenkollegen an der Universität unterschrieben. Ihre Kritik richtet sich gegen Putins Tschetschenien-Politik und gegen seinen autoritären Regierungsstil - Umstände, die nach Meinung von Michael Greven nicht ignoriert werden dürfen. "Herr Putin soll geehrt werden für Verdienste als stellvertretender Bürgermeister in St. Petersburg Anfang der neunziger Jahre", so Greven. "Und man tut so, als könnte man diese vermeintlichen Verdienste völlig isoliert betrachten von seiner Funktion und Rolle als Präsident Russlands."
Die Universität Hamburg bestreitet, dass die Ehrung wegen der massiven Proteste verschoben wurde. Schon in den vergangenen Tagen gab es Zweifel in der Verwaltung, ob die Feierlichkeiten wie geplant stattfinden können. Schließlich hatte Präsident Putin selbst schon angekündigt, er werde die Ehrendoktorwürde nicht entgegennehmen können - aus Zeitgründen, leider. Eine offizielle Begründung gab der Vizedirektor der Universität, Karl-Werner Hansmann: "Man muss einfach den Dingen klar ins Auge sehen. Und wenn die Vorbereitungen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden können auf allen Ebenen, dann muss man eine solche Sache verschieben."
"Beschämende Vorgänge"
In deutschen und russischen Medien hat der Streit um die Ehrendoktorwürde für Aufsehen gesorgt. Von "beschämenden Vorgängen" und einem "diplomatischen Desaster" ist die Rede. Auch deutsche Politiker bedauern die Entscheidung der Universität. "Ich habe das von Anfang an als eine Geste gegenüber der guten deutsch-russischen Zusammenarbeit gewertet, und so war es ja wahrscheinlich auch gemeint", erklärt der Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit, Gernot Erler. "Man hätte es jetzt alles darauf beruhen lassen können, dass jetzt dieser Vorgang nicht abgeschlossen werden kann aus Zeitgründen für den russischen Präsidenten, aber so sehe ich es schon als einen sehr traurigen Vorgang an."
Ob es einen weiteren Versuch geben wird, Präsident Putin die Ehrendoktorwürde zu verleihen, steht noch nicht fest. Die Universität Hamburg kündigte bereits an, dass es keinen neuen Termin gebe - und auch Gernot Erler ist vorerst dagegen. "Nach all diesem Vorlauf würde ich sagen, man sollte das so schnell wie möglich vergessen und auf die Sache auch nicht mehr zurückkommen."