Unregelmäßigkeiten bei Sudan-Wahlen
13. April 2010Die mehr als 16 Millionen Wähler stimmen seit Sonntag (11.04.2010) ab - erstmals seit dem Ende des blutigen Bürgerkrieges zwischen Nord und Süd. Gewählt werden Präsident, Parlament und Gouverneure der Bundesstaaten. Nach dem Boykott der größten Oppositionspartei im Norden sieht es derzeit danach aus, als ob der als Kriegsverbrecher vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchte Präsident Omar Hassan al-Baschir im Amt bestätigt wird.
Kompliziertes Wahlverfahren
Der mehrtägige Urnengang im Sudan gehört zu den kompliziertesten Wahlen der Welt. Im Süden des Landes, der zehn Bundesstaaten umfasst, müssen die registrierten Wähler insgesamt zwölf Kreuze machen: unter anderem auch für die halbautonome südsudanesische Regierung, die Abgeordneten, eine eigene Frauenliste und die Gouverneure - ein schwieriges Unterfangen in einem Land, in dem mehr als 70 Prozent der Menschen nicht lesen und schreiben können.
Freie und faire Wahlen?
Die ersten Wahlen seit einem viertel Jahrhundert werden von Unregelmäßigkeiten überschattet. Mehrfach sei beobachtet worden, dass Wahlleiter die Menschen aufforderten, der regierenden Nationalen Kongresspartei (NCP) von Präsident Omar al-Baschir ihre Stimme zu geben, berichteten Oppositionelle und die Zeitung "Sudan Tribune" am Montag. Manche Wähler seien auch erst in den Wahllokalen registriert worden. Vertretern der Oppositionsparteien sei die Überwachung der Wahlen erschwert worden, hieß es weiter. Sechs Parteien hatten schon im Vorfeld ihre Kandidaten für die Präsidentenwahlen zurückgezogen.
Die im teilautonomen Süden regierende Sudanesische Volksbefreiungsbewegung (SPLM) hatte sich vor der Entscheidung der Wahlkommission für eine Verlängerung der Wahlen auf insgesamt eine Woche ausgesprochen, um Verzögerungen beim Wahlprozess in den Griff zu bekommen und allen Wählern eine Chance zu geben, ihre Stimme abzugeben. In vielen Wahllokalen hatten die Wahlen am Sonntag zum Teil mit mehrstündiger Verspätung begonnen. Ein Sprecher der staatlichen Wahlkommission gab "technische Probleme" zu. Die Wahlen wurden deshalb um zwei Tage verlängert.
Autorin: Klaudia Pape (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Christine Harjes