Afghanen sichern ganz Afghanistan
18. Juni 2013Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat offiziell die Übernahme der Sicherheitsverantwortung im ganzen Land durch einheimische Kräfte verkündet. "Unsere Sicherheits- und Verteidigungskräfte übernehmen nun die Führung", sagte Karsai in der Militärakademie am Rande der Hauptstadt Kabul. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach bei der Zeremonie von einem "Meilenstein" im Prozess des geplanten Abzugs der Allianz-Streitkräfte aus Afghanistan bis Ende 2014.
"Die afghanischen Kräfte übernehmen heute die Führung bei der Sicherheit", so Rasmussen weiter. "Der Schwerpunkt unserer Truppen verschiebt sich jetzt vom Kampf zur Unterstützung. Die rund 100.000 verbleibenden NATO-Soldaten würden die afghanischen Truppen bei Bedarf weiter bei Operationen unterstützen. Rasmussen: "Aber wir werden diese Operationen nicht mehr planen, durchführen oder anführen."
Karsai will Verhandlungen mit den Taliban
Zuletzt waren es noch 95 Bezirke, die unter Verantwortung der NATO-Einheiten standen und nun an die afghanischen Kräfte übergeben wurden. Sie befinden sich in den unruhigen südlichen und östlichen Landesteilen, wo die aufständischen, radikal-islamischen Taliban besonders stark sind. Insgesamt bleiben mehr oder weniger große Zweifel, ob die 350.000 afghanischen Sicherheitskräfte der Lage vollauf gewachsen sind.
Karsai kündigte zudem Gespräche mit den radikal-islamischen Taliban an. Dazu werde eine Delegation des Hohen Friedensrates nach Katar entsandt, wo die fundamentalistischen Aufständischen ihr lange angekündigtes Verbindungsbüro eröffneten. Er hoffe, dass solche Gespräche den Anfang für einen Übergang zum Frieden in Afghanistan bilden könnten, sagte Karsai.
Die Taliban erklärten, Ziel des Büros in Doha sei es, eine friedliche und pollitische Lösung des Afghanistankrieges zu unterstützen. Es soll auch für ein Treffen mit anderen Afghanen sowie zur Kontaktaufnahme mit den Vereinten Nationen und Medien dienen. Aus US-Kreisen wurde die Eröffnung als Beginn eines sehr schwierigen Weges begrüßt. Schon in wenigen Tagen würden Vertreter Washingtons für direkte Gespräche anreisen.
Die Taliban kämpfen seit ihrer Entmachtung vor zwälf Jahren gegen die afghanische Regierung und die internationalen Truppen. Sie haben bisher die Aufnahme von Gesprächen mit Kabul abgelehnt, weil sie die Regierung als Marionetten der USA betrachten.
gmf/sti/li (afp, dpa)