Unter die Verlierer gemischt
11. Juni 2017Gerade hatte die DFB-Elf San Marino eine 7:0-Abreibung verpasst, und die 32.000 deutschen Fans feierten ausgelassen auf den Rängen. Doch auch wenn die Partie eine äußerst einseitige Angelegenheit war, ließen es sich die Gästespieler nicht nehmen, sich von ihren Anhängern bejubeln zu lassen.
Nur ein paar wenige hatten die 850-Kilometer-Reise aus dem von Mittelitalien umringten Zwergstaat nach Nürnberg auf sich genommen. "Es tut gut, ihre Unterstützung zu spüren - egal, in welchem Stadion wir spielen. Denn meistens sind wir Außenseiter", sagt San Marinos Stürmer Danilo Rinaldi der DW.
Vor der Partie war es ein großes Thema in deutschen Medien, dass die Nationalmannschaft die Stadien bei ihren Heimspielen nicht mehr voll bekommt, dass allein für das San-Marino-Spiel noch mehr als 10.000 Karten zu haben waren und wohl auch unverkauft bleiben würden. Um das in Relation zu setzen: Die gesamte Bevölkerung San Marinos hätte nicht gereicht, um das elft-größte deutsche Stadion zu füllen.
Stolz und Freude
Doch volle Stadien sind nichts vollkommen Neues für Rinaldi. Der Nationalspieler San Marinos ist in Argentinien geboren und aufgewachsen, war Fan von River Plate, einem der größten Vereine des Landes. Er hat einst auch in der vierten Liga seines Heimatlandes professionell Fußball gespielt, bevor er sich 2008 dazu entschied, nach San Marino überzusiedeln.
"Dank meiner Mutter hatte ich die Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft San Marinos anzunehmen, und heute kann ich dadurch jede Partie, die ich mit dem Nationalteam spiele, genießen", sagt Rinaldi. "Ich tue das mit derselben Leidenschaft, mit der ich das im Trikot Argentiniens tun würde".
Bislang hat Rinaldi ein Tor in seinen 31 Länderspielen geschossen, eine Bilanz, die wohl in jedem anderen Team keine besondere Aufmerksamkeit erregen würde. In San Marino dagegen ist jedes Tor ein Ereignis. Noch wartet man dort auf den ersten Treffer im Jahr 2017, der einzige Sieg in der Länderspielgeschichte gelang 2004 gegen Liechtenstein.
Aufwärtstrend erkennbar
An das DFB-Team haben sie in San Marino keine gute Erinnerung. 2006 gab es die höchste Heimniederlage - ein sattes 0:13. Das 0:7 vom Samstag wirkt da schon wie eine Leistungssteigerung, aber man ist immer noch weit von den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen entfernt. Und die Spieler wissen das. "Solche Spiele sind wirklich hart für uns, aber wir arbeiten immer weiter, auch wenn wir mit so schwierigen Situationen konfrontiert werden. Dadurch können wir immer erhobenen Hauptes vom Platz gehen."
Auch wenn San Marino nur eine semi-professionelle Liga hat und die wenigsten Spieler von ihrem Sport leben können, hat der Umstand, für dieses Land antreten zu können, Rinaldi eine einzigartige Chance im Fußball eröffnet. "Wir wussten, dass wir gegen die Weltmeister antreten würden und haben versucht, das, was wir unter der Woche eingeübt hatten, auf dem Platz umzusetzen. Sie haben einfach immenses Potenzial und Qualität, aber immerhin haben wir es geschafft, einige ihrer Angriffe zu unterbinden", sagt Rinaldi mit einem Lächeln.
Mal abgesehen vom Resultat, diese Spieler leben den Traum Vieler: Gegen die besten der Welt zu spielen.