Unternehmen entdecken soziale Netze
23. September 2010Vor ein paar Jahren waren es nur ein paar Internet-Freaks, mittlerweile ist jeder zweite bis dritte Deutsche bei Facebook, Twitter oder einem anderen sozialen Netzwerk angemeldet. Trotz dieser rasanten Entwicklung haben sich deutsche Unternehmer bis jetzt nur wenig mit diesem Phänomen beschäftigt. Denn schließlich waren diese Netzwerke nur für Privatpersonen da, um sich mit Freunden oder Bekannten in Verbindung zu setzen oder seine Meinung schnell mit anderen zu teilen. Doch diese Zeiten sind vorbei.
Ein neuer Weg, Kunden zu erreichen
Inzwischen haben sowohl Unternehmer als auch Organisationen wie NGOs oder Vereine die sozialen Medien für sich entdeckt. Ein aktuelles Beispiel: Die Telekom führt seit Mai diesen Jahres eine Twitter-Seite unter dem Namen "Telekom_hilft", eine Art Hotline im Chatformat. Die Telekom versprich dabei, den Kunden zu helfen, ihre Fragen und Probleme zu lösen - kurz und bündig. Keine Antwort ist länger als 140 Zeichen. Nach Christian Berens, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur NetFederation, sind soziale Medien für Unternehmen in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken: Unternehmen müssten in der Lage sein, mitzubekommen was im Netz über sie gesagt wird. Ein Unternehmen müsse auch selbst aktiv werden. "Es sollte mit den Marktteilnehmern in den Dialog treten", sagt Berens.
Das Interesse wächst
Die deutschen Unternehmen stehen dabei noch ganz am Anfang, sagt Stephan Fink, Vorstand bei der Fink und Fuchs Public Relations AG. Zusammen mit der Universität Leipzig und einem Fachmagazin hat er in einer Studie herausgefunden, dass zwar gut 50 Prozent von eintausend befragten Unternehmern soziale Medien nutzen, aber nur sechs Prozent dies länger als mindestens drei Jahre tun. 14 Prozent wollen ab dem nächsten Jahr in sozialen Netzen aktiv sein.
Eine konkrete Strategie ist nötig
Doch genau diese Unerfahrenheit stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Viele Unternehmer befürchten einen Kontrollverlust, haben Angst, dass nicht mehr sie alleine bestimmen, was über ihr Unternehmen gesagt wird. Denn mittlerweile kann im Internet jeder mitreden - ein unzufriedener Mitarbeiter zum Beispiel. Christian Berens warnt deshalb: "Es reicht nicht, wenn Sie nur einen Facebook- oder Twitter-Account aufmachen und dann Praktikanten daran setzen." Es müsse vielmehr eine Strategie verfolgt werden, die in das gesamte Konzept der Unternehmenskommunikation eingebunden ist. Den Unternehmen fehle es dabei aber oft an einem professionellen Umgang und an qualifizierten Mitarbeitern.
So haben nur fünf Prozent der Unternehmen, die Stephan Fink befragt hat, eine Social-Media-Abteilung, die sich darum kümmert, wie das Unternehmen soziale Netze für sich nutzen kann. Und 84 Prozent der befragten Unternehmen hätten nicht einmal eine so genannte "Social Media Governance", die Regeln und Lösungen für den Umgang mit sozialen Netzwerken festlegt.
Chancen der neuen Medien
Trotz der Schwierigkeiten, die diese neuen Medien mit sich bringen, sind die Unternehmen optimistisch. Sie erhoffen sich über soziale Netzwerke, schnell Information verbreiten zu können. Für Stephan Fink sind Facebook, Twitter und Co. ein zusätzlicher Kanal im Kommunikations-Mix, die Chance, mit seinen Zielgruppen in den Dialog zu kommen, verbesserten Service anzubieten und zu einer verbesserten Kundenbindung zu kommen.
Autor: Başak Özay
Redaktion: Jutta Wasserrab