Tillerson führt Krisengespräche in Ankara
16. Februar 2018Ein Vertreter des US-Außenministeriums sagte, es habe ein "produktives und offenes" Gespräch gegeben. Von türkischer Seite hieß es, Recep Tayyip Erdogan habe mit Blick auf die US-Militärhilfe für die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien seine "Erwartungen" an Rex Tillerson "klar übermittelt".
Die Türkei fordert seit langem ein Ende der Unterstützung für die YPG. Ankara betrachtet die Gruppe wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrororganisation und geht seit Wochen in der syrischen Region Afrin gegen sie vor. Die USA schätzen die YPG jedoch als schlagkräftigen Verbündeten im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).
Erdogan hat den USA vorgeworfen, den YPG rund 5000 Lastwagen und 2000 Flugzeuge voll mit Waffen geliefert zu haben. Die Regierung in Ankara will, dass die USA ihre Soldaten aus Syrien abziehen und dass sie die Waffen von den YPG wieder einsammeln, damit sie nicht gegen die Türkei eingesetzt werden können. Zur Empörung ihres NATO-Partners wollen die USA aber an dem Bündnis festhalten, um ein Wiedererstarken der IS-Miliz in Nordsyrien zu verhindern.
...haben keine schweren Waffen geliefert
Vor seinem Krisengespräch mit Erdogan versicherte Tillerson, die USA hätten "niemals schwere Waffen" an die YPG geliefert. Daher könne man auch keine solche Waffen zurücknehmen. An diesem Freitag will Tillerson mit seinem Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu zusammenkommen.
Die Gespräche sind von besonderer Brisanz. Tatsache ist: Ohne einen Kurswechsel der beiden NATO-Partner droht eine direkte Konfrontation ihrer Truppen in Nordsyrien, doch beharren bisher beide Seiten auf ihrer Position. Erdogan hat wiederholt gedroht, die Offensive von Afrin auf andere YPG-kontrollierte Gebiete wie die Stadt Manbidsch auszudehnen.
"Osmanische Ohrfeige"
Er warnte die USA, wenn sie nicht ihre Militärvertreter abzögen, die in der Stadt zur Unterstützung der YPG stationiert sind, werde die Türkei sie als "Terroristen" betrachten und ihnen eine "osmanische Ohrfeige" verpassen. Die USA haben jedoch bekräftigt, ihre Soldaten in Manbidsch zu halten.
Zwei US-Kommandeure reisten kürzlich demonstrativ in die Stadt und würdigten den Einsatz der YPG-Kämpfer gegen die IS-Miliz. Für Empörung in der Türkei sorgten auch Berichte, dass das US-Verteidigungsministerium den Kongress um 250 Millionen Dollar für den Aufbau einer Grenzschutztruppe unter Beteiligung der YPG-Miliz gebeten habe. Das Pentagon dementierte jedoch, dass das Geld dafür bestimmt sei.
haz/cgn (rtr, afp, dpa)