US-Balkan-Experte Daniel Serwer: Belgrad, Pristina und die internationale Gemeinschaft sehen das Kosovo-Problem unterschiedlich
1. Dezember 2004Belgrad, 30.11.2004, BETA, serb., aus Washington
Der amerikanische Balkan-Experte Daniel Serwer hat anlässlich der Sitzung des Weltsicherheitsrates über Kosovo erklärt, alle interessierten Seiten wie Belgrad, Pristina und die internationale Gemeinschaft hätten verschiedene Betrachtungen des Problems. Belgrad wolle die ethnische Teilung der Provinz, die internationale Gemeinschaft sei dagegen, während die Kosovo-Albaner die volle Macht der Institutionen wollten, sagte der Analytiker des Washingtoner Friedensinstituts gegenüber der Nachrichtenagentur Beta. Die Bemühungen des UNMIK-Chefs Soren Jessen-Petersen seien richtig und im nächsten Jahr könnte es zu einer Lösung des entgültigen Status der Provinz kommen.
Die gestrige (29.11.) Sitzung des Weltsicherheitsrates in New York hat ihm zufolge allen gezeigt, welche Prioritäten in Kosovo befolgt werden müssen. "Die Prioritäten sind die Sicherheit für die Serben, die Entwicklung der Wirtschaft, die Rückkehr der Flüchtlinge und die Machtübertragung an die vorübergehenden Kosovo-Institutionen, die etappenweise erfolgen soll", sagte Serwer. (...)
Zu den Möglichkeiten, dass Ramush Haradinaj Regierungschef wird, erklärte Serwer, wenn dieser angeklagt werde, dann müsse er nach Den Haag. "Das Prinzip gilt sowohl für die Serben als auch für die Albaner. Wenn Haradinaj angeklagt wird, dann soll er sich in Den Haag verteidigen. Viele könnten gegen seine Nominierung als Regierungschef Kosovos sein, aber auch dafür. So funktioniert halt die Demokratie. Ich bin auch nicht immer glücklich, wer mich im Kongress vertritt und wer amerikanischer Präsident ist", so Daniel Serwer.
Er erinnerte auch an das schlechte Ansehen Haradinajs bei den Serben, aber auch an die gute Zusammenarbeit mit den Serben im Parlament. "Haradinaj hat ein schlechtes Ansehen bei den Serben wegen seine Aggressivität gegenüber der serbischen Polizei und der Armee während des Krieges. Im Parlament hat er aber auch gezeigt, dass er mit den Serben gut zusammenarbeiten kann. Die Amerikaner, die ihn kennen, sagen, dass er ein Mensch sei, mit dem man gut zusammenarbeiten kann", so Serwer. (fp)