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US-Bestsellerautor Paul Auster ist tot

1. Mai 2024

Nach holprigen Anfängen avancierte der US-Schriftsteller zu einer der wichtigsten literarischen Stimmen der Gegenwart, seine Bücher wurden in 40 Sprachen übersetzt. Nun ist Paul Auster im Alter von 77 Jahren gestorben.

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Porträt des US-Schriftstellers Paul Auster in scharz-weiß
Paul Auster starb im Alter von 77 Jahren an der Folgen einer KrebserkrankungBild: Soeren Stache/picture alliance/dpa

Paul Auster machte es den Leserinnen und Lesern nicht immer leicht, wenn er mit seinen literarischen Verwirrspielen die großen Fragen des Lebens aufgriff. Seine Geschichten rollte er in Schachtelsätzen in bester Thomas-Mann Manier aus. Dennoch entwickelten seine Bücher einen starken Sog. Als postmodernen Autor hat man Paul Auster oft bezeichnet, als "Kafka von Brooklyn": eine Charakterisierung, die der Schriftsteller selbst ablehnte.

Holpriger Anfang als Schriftsteller

Geboren wurde Paul Auster am 3. Februar 1947 in Newark (New Jersey), im Großraum New York City, als Nachfahre jüdischer Einwanderer aus Europa. Bücher faszinierten ihn schon früh, erste Gedichten schrieb er bereits als Kind. Auster studierte Anglistik und vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University in New York City, fuhr nach seinem Abschluss sechs Monate lang als Matrose zur See, begab sich in Irland auf die Fährte von James Joyce und ließ sich 1971 in Frankreich nieder. In Paris hielt er sich mehrere Jahre lang auf - und lernte während dieser Zeit den irischen Autor Samuel Beckett kennen, der ihn maßgeblich inspirierte.

Der Autor Paul Auster und seine Ehefrau, die Autorin Siri Hustvedt, sitzen nebeneinander in ledergepolsterten Holzsesseln.
Paul Auster war mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet - beide engagierten sich auch politischBild: Eva Tedesj/TT//DN/picture alliance

Austers Schriftstellerkarriere begann allerdings ziemlich holprig. Nachdem er in die USA zurückgekehrt war, schrieb er einige Theaterstücke und gab dann zunächst mehrere erfolglose Gedichtbände heraus. Ein wenig mehr Beachtung fand 1982 sein Prosaband "Die Erfindung der Einsamkeit".

Mit der "New York Trilogie" an die Spitze der Bestsellerlisten

Seinen Lebensunterhalt konnte Auster mit dem Schreiben jedoch zunächst nicht verdienen. Er nahm Lehraufträge an der Columbia University und später an der Princeton University in New Jersey an. Außerdem arbeitete er als Übersetzer und Herausgeber französischer Autoren, darunter Werke des Schriftstellers und Philosophen Jean-Paul Sartre. Das Manuskript seines Romans "Die Stadt aus Glas" schickte er an 17 Verleger, doch es hagelte Absagen.

Schließlich brachte ein Kleinverlag aus Kalifornien das Buch heraus, und es landete auf den Bestsellerlisten. Es folgten die Nachfolgebänden "Schlagschatten" (1986) und "Hinter verschlossenen Türen" (1987). Zusammen bilden sie die "New York Trilogie" und machten Auster über die Grenzen der USA hinaus bekannt. Alle drei Romane beginnen wie klassische Krimis, entwickeln jedoch Plots mit existenziellen Fragen, die den Leser systematisch aufs Glatteis führen.

Nunmehr als Schwergewicht der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur eingestuft, schrieb Paul Auster unermüdlich weiter. "Im Land der letzten Dinge" (1987) ist ein dystopischer Briefroman, der die Welt aus Sicht einer Obdachlosen beschreibt. "Mond über Manhattan" (1989) greift das Thema der Identitätssuche auf. Es folgten zahlreiche weitere Werke, darunter "Leviathan" (1992), "Das Buch der Illusionen" (2002), "Nacht des Orakels" (2003), "Mann im Dunkel" (2008), "Sunset Park" (2010) oder "4321" (2017).

Schreiben als Obsession

Viele seiner Bücher spielen in New York, Bezüge zum Vietnam- oder Irakkrieg finden sich darin genauso wie zur Immobilienkrise 2007, die viele US-Amerikaner in den finanziellen Ruin trieb. Seine Romanfiguren kommen vom Weg ab und irren ziellos durchs Leben. Nicht selten philosophierte Auster in seinen Texten über das Dasein als Schriftsteller. Geschichten zu Papier zu bringen, war seine Obsession: "Schreiben ist für mich kein Akt des freien Willens, es ist eine Frage des Überlebens", bekannte er einmal in der Wochenzeitung "Die Zeit". Er habe ständig den Druck verspürt, weiterzuschreiben, weiterzuarbeiten, gab er zu.

Prinz Felipe von Spanien und Asturien gibt dem Schriftsteller Paul Auster (l.)  die Hand und überreicht ihm eine Schriftrolle, die mit einer gelb-roten Banderole umwickelt ist
Paul Auster erhält 2006 den Prinz-von-Asturien-Preis - aus der Hand von Prinz Felipe von Spanien und Asturien Bild: BERNAT ARMANGUE/AP/picture alliance

Austers umfangreiches Werk umfasst Romane, Essays, autobiografische Skizzen, Übersetzungen und Gedichte. In Europa ist es noch populärer als in seinem Heimatland USA. 2022 schließlich veröffentlichte er sein einziges Sachbuch: "In Flammen" ist die Biografie des jung verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Stephen Crane.

Internationale Anerkennung

Austers Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. 2006 wurde er mit dem Prinz-von-Asturien-Preis geehrt, einer international renommierten Auszeichnung im Namen der spanischen Thronfolger. Auch für den Literatur-Nobelpreis wurde er gehandelt.

Daneben machte sich Auster aber auch als Drehbuchautor einen Namen: Der von Wayne Wang inszenierten Kinofilm "Smoke" erhielt 1995 auf der Berlinale den Silbernen Bären. Mit dem von ihm selbst inszenierten Werk "Das Innenleben des Martin Frost" (2007) realisierte er einen in "Das Buch der Illusionen" beschriebenen, fiktiven Film über einen ausgebrannten Erfolgsautor.

Politisches Engagement aus Sorge um die Demokratie

Nach Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten im Jahr 2016 engagierte sich Auster verstärkt politisch. Er und seine Frau Siri Hustvedt, ebenfalls eine bekannte Autorin, traten der Vereinigung "Writers against Trump" (Deutsch: Schriftsteller gegen Trump) bei, die sich nach Joe Bidens Wahl zum Präsidenten 2020 in "Writers for Democratic Action" umbenannte. Als die größten Probleme der US-Demokratie empfand Auster seinerzeit die gesellschaftliche Spaltung des Landes sowie das Mehrheitswahlrecht in den USA. Demnach kann ein Kandidat mit weniger Gesamtstimmen als der Gegenkandidat Präsident werden, je nach dem, in welchen Bundesstaaten er die Mehrheit gewinnt.

Im März 2023 gab Siri Hustvedt auf Instagram die Krebserkrankung ihres Mannes bekannt. Nach der Diagnose habe Auster sich einer Reihe von Behandlungen unterzogen, teilte der Schriftsteller vergangenes Jahr der britischen Tageszeitung "The Guardian" zur Veröffentlichung seines letzten Buches "Baumgartner" mit: "Ich habe das Gefühl, dass mein Gesundheitszustand so prekär ist, dass dies das Letzte sein könnte, was ich jemals schreibe." Doch wenn dies das Ende sei, sagte er, dann habe es sich gelohnt - er gehe umgeben von "menschlicher Freundlichkeit" in seinem Freundeskreis.

Dies ist die aktualisierte Fassung eines Artikels vom 3. Februar 2022.

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur