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US-Firmen in Deutschland weniger zufrieden

2. Dezember 2019

Trotz politischer Spannung machen US-Firmen in Deutschland weiter gute Geschäfte. Allerdings nimmt ihre Kritik an Digitalisierung und Infrastruktur zu. Das bremse Investitionen aus.

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Symbolbild Deutschland - USA
Bild: picture-alliance/Andreas Franke

Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sind angespannt, seitdem US-Präsident Donald Trump damit droht, deutsche Autos mit Strafzöllen zu belegen. Inzwischen hat sich auch die Konjunktur eingetrübt. Trotzdem freuen sich US-Unternehmen in Deutschland weiterhin über gute Geschäfte.

Laut einer Untersuchung der US-Handelskammer in Deutschland (AmCham) haben die 50 größten US-Firmen in Deutschland 2018 im Schnitt 5,5 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr. Der Gesamtumsatz der 50 Firmen betrug rund 177 Milliarden Euro.

Ford und McDonald's führend

Der Autobauer Ford führt mit 21,1 Milliarden Euro wie im Vorjahr die Liste der umsatzstärksten US-Unternehmen in Deutschland an, gefolgt vom Onlinehändler Amazon (16,9 Mrd. Euro) und dem Ölkonzern ExxonMobil Central Europe Holding (9,4 Mrd. Euro).

Größer Arbeitgeber ist erneut die Fastfood-Kette McDonald's mit etwa 60.000 Mitarbeitern (Schätzung inklusive Franchise-Geschäft). Die Ford-Werke kommen mit 24.700 Mitarbeitern auf Platz zwei, gefolgt vom Paketdienstleister UPS (20.000), Amazon (18.000) und dem Konsumgüterhersteller Procter & Gamble (10.000).

Laut AmCham halten die Top-50-Unternehmen die Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA im wirtschaftlichen Bereich für enger als im politischen. Außerdem gaben sie an, dass sie die Einführung von Zöllen nicht für ein geeignetes Instrument halten, um eine ausgeglichene Handelsbilanz für die USA zu erreichen.

Den Standort Deutschland bewerten die US-Firmen laut AmCham insgesamt positiv mit der Note 2,0. "Jedoch führen die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit der US-Handelspolitik, den Arbeits- und Energiekosten und der digitalen Infrastruktur zu Unsicherheiten in der Wirtschaft", sagt Frank Sportolari, Präsident von AmCham Germany.

Infografik Beliebte Standorte für US Investitionen DE

Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in einer Studie der Unternehmensberatung KPMG wider, die gemeinsam mit den Ergebnissen der AmCham am Montag in Frankfurt am Main vorgestellt wurde.

Demnach plant derzeit nur noch knapp ein Viertel (24 Prozent) der befragten US-Unternehmen in Deutschland, in den kommenden drei Jahren hierzulande Investitionen von mindestens zehn Millionen Euro zu tätigen. Vor zwei Jahren waren es noch knapp die Hälfte (47 Prozent).

Infografik Geplante jährliche Investitionen in Deutschland in den nächsten drei Jahren DE

Als größte Investitionshürden bezeichnen die US-Firmen das komplexe Steuersystem und die hohen Steuern in Deutschland, unzureichende staatliche Unterstützung, hohe Personalkosten, die mangelnde Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte und einen unzureichenden Einsatz innovativer Technologien, etwa im Berich künstlicher Intelligenz.

Bei der Digitalisierung sehen die befragten US-Firmen in Deutschland eine Zweiteilung: Einerseits ist das Land führend in der Robotik und der Prozessautomatisierung, andererseits allenfalls Mittelmaß beim großen Rest der Digitalisierung.

Die Gründe vermutet der KPMG-Bericht in einer in Deutschland besonders ausgeprägten Risiko-Scheue. "Man hat oft den Eindruck, dass die Wirtschaft, die Politik und einzelne Firmen nach der perfekten Lösung suchen", heißt es im Bericht. "Doch in der Zwischenzeit verpassen sie die Chancen, die sich durch den digitalen Wandel der Welt ergeben."

Unzufrieden mit Infrastruktur

Auch mit der Infrastruktur in Deutschland sind die Firmen zunehmend unzufrieden. Nur noch 60 Prozent bewerten die Infrastruktur in Deutschland als eine der besten fünf in der EU - das sind zwölf Prozentpunkte weniger als vor zwei Jahren.

"Damit Deutschland ein attraktiver Standort für ausländische Unternehmen bleibt, muss die Bundesrepublik in den Netzausbau für Mobilfunk und Strom ebenso wie den Ausbau der Verkehrsnetze investieren", sagte Warren Marine von KPMG.

Wenn US-Firmen in Deutschland investieren, fließt das Geld vor allem in drei Bundesländer: Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Das sind, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge, auch die Länder mit der größten Wirtschaftskraft: Hier lag im vergangenen Jahr NRW mit 705 Milliarden Euro an der Spitze, gefolgt von Bayern mit 625 und Baden-Württemberg mit 511 Milliarden Euro.

Andreas Becker
Andreas Becker Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Geldpolitik, Globalisierung und Verteilungsfragen.