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US-Justiz erhöht Druck auf FIFA

Stefan Nestler4. Dezember 2015

Die US-Justizbehörde veröffentlicht die Namen von 16 Fußball-Funktionären aus Mittel- und Südamerika, gegen die sie in der FIFA-Korruptionsaffäre ermittelt. Unter den Verdächtigen ist auch ein früherer Staatspräsident.

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Schweiz Logo FIFA in Zürich Gebäude
Bild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Die am Donnerstag in Zürich festgenommenen FIFA-Vizepräsidenten Juan Angel Napout (Paraguay) und Alfredo Hawit (Honduras) sind von der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes für 90 Tage suspendiert worden. Napout und Hawit, Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees, waren am Donnerstag in den Morgenstunden durch Schweizer Behörden auf Antrag der US-Justiz festgenommen worden und sitzen seither in Auslieferungshaft. Sie widersetzen sich allerdings ihrer Überstellung in die USA. Ihnen wird Korruption und organisiertes
Verbrechen zur Last gelegt.

US-Justizministerin Loretta Lynch sagte: "Die Botschaft sollte jedem Schuldigen, der im Dunkeln bleiben will, klar sein: Sie können die Sache nicht aussitzen, Sie werden unserem Fokus nicht entkommen." Lynch präsentierte eine Liste mit 16 hochrangigen Fußballfunktionären aus Mittel- und Südamerika, gegen die wegen des Verdachts auf Korruption ermittelt wird. Darunter sind neben den in Zürich festgenommenen Napout und Hawit drei weitere aktuelle oder frühere Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees, außerdem mehrere Mitglieder ständiger FIFA-Komitees. So finden sich unter den Verdächtigen der Bolivianer Romer Osuna, der ausgerechnet in dem für eine korrekte Unternehmungsführung zuständigen "Audit and Compliance"-Komitee sitzt, und Ariel Alvarado aus Panama, ein Mitglied der FIFA-Disziplinarkommission.

Auch gegen Rafael Callejas, von 1990 bis 1994 Staatspräsidenten von Honduras, wird ermittelt. Callejas war bis August Chef des Fußballverbands des Landes und saß im TV-und-Marketing-Komitee der FIFA. Honduras versprach, mit den US-Behörden zusammenzuarbeiten. Niemand stehe über dem Gesetz, teilte die Regierung von Präsident Juan Orlando Hernandez mit.

Der frühere Präsident von Honduras, Callejas. Foto: Getty Images
Der frühere Präsident von Honduras, CallejasBild: Getty Images/AFP/O. Sierra

Anhörung Platinis vor Weihnachten

Ebenfalls auf der Liste der US-Ermittler steht der Präsident des brasilianischen Fußballverbands, Marco Polo del Nero. Der 74-Jährige erklärte, er werde sein Amt ruhen lassen, um sich auf seine Verteidigung vor der FIFA-Ethikkommission vorzubereiten. Aus dem FIFA-Exekutivkomitee war Del Nero in der vergangenen Woche zurückgetreten.
Aus Kreisen der Ethikkommission verlautete derweil, dass die Anhörung des suspendierten UEFA-Präsidenten Michel Platini für die Zeit zwischen dem 16. und 18. Dezember geplant sei. Platini droht wegen einer dubiosen Millionenzahlung von FIFA-Präsident Blatter eine lebenslange Sperre. Auch der ebenfalls gesperrte Blatter muss mit einer drastischen Strafe rechnen. Mit der Entscheidung der Ethikkommission wird noch vor Weihnachten gerechnet.

Tognoni: FIFA-Reform noch nicht sicher

Der ehemalige FIFA-Mediendirektor Guido Tognoni sieht die am Donnerstag auf den Weg gebrachten Reformen im Fußball-Weltverband kritisch. "Auf dem Papier sieht alles sehr gut aus. Das große Problem ist aber, dass es im Kongress eine Dreiviertelmehrheit braucht", sagte Tognoni im Bayerischen Rundfunk. "Da kann mancher, der gestern dafür gestimmt hat, hinter den Kulissen wirbeln und dafür sorgen, dass diese Mehrheit nicht zustande kommt." Das vom Exekutivkomitee abgesegnete Reformpaket sieht unter anderem eine Amtszeitbeschränkung auf zwölf Jahre für die wichtigen Entscheider vor. Außerdem soll an die Stelle des Exekutivkomitees ein "Council" treten, das mit deutlich weniger Vollmachten ausgestattet ist. Bevor die Reform in Kraft treten kann, muss der FIFA-Kongress zustimmen. Bei dem für den 26. Februar angesetzten Kongress soll auch der Nachfolger Blatters als FIFA-Präsident gewählt werden.

Ex-FIFA-Mediendirektor Tognoni. Foto: dpa-pa
Ex-FIFA-Mediendirektor TognoniBild: picture-alliance/dpa/K. Schindler

Eine Stimme zu viel

Zu einer Farce geriet in Argentien die Wahl eines neuen Präsidenten des Fußball-Verbands AFA. Sie wurde für ungültig erklärt, nachdem eine Stimme mehr ausgezählt wurde, als Delegierte anwesend waren. Die Hintergründe der Manipulation sind noch unklar. AFA-Interimspräsident Luis Segura und der Fernsehmoderator Marcelo Tinelli hatten sich um die Nachfolge von Julio Grondona beworben. Grondona war 2014 gestorben, er hatte den Verband 36 Jahre lang geführt. Der 82 Jahre alte Segura gilt als Besitzstandswahrer. Auf der Liste der US-Ermittler im FIFA-Korruptionsskandal stehen mit José Luis Meiszner und Eduardo Deluca auch zwei Fußballfunktionäre aus Argentinien.

sn/jk (dpa, sid, afp)