US-Sondergesandter für Nordkorea in Seoul
18. April 2022Nach einer beispiellosen Serie von Raketenstarts und Andeutungen eines Atomtests durch Pjöngjang ist der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea zu Gesprächen in Seoul eingetroffen. Sung Kim will nach US-Angaben während seines fünftägigen Besuchs mit seinem südkoreanischen Kollegen Noh Kyu Duk und anderen Beamten zusammenkommen. Während er sich in Südkorea aufhält, finden auch die jährlichen gemeinsamen Militärübungen zwischen Seoul und Washington statt, die ebenfalls am Montag begannen.
USA zu Gesprächen mit Nordkorea bereit
Bei seiner Ankunft sagte der US-Gesandte, er sei in Seoul, um die "enge Koordinierung" über die Entwicklungen in Nordkorea fortzusetzen, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Washington sei jederzeit zu Gesprächen mit Nordkorea ohne Vorbedingungen bereit, aber Pjöngjang habe diese Angebote bisher abgelehnt, erklärte Kim.
Die neuntägige Kommandoübung habe wie geplant begonnen, teilte ein Sprecher der US-Streitkräfte Korea (USFK) mit. Es handle sich um ein halbjährliches Verteidigungstraining unter Verwendung von Computersimulationen. Dabei werde unter anderem auch das Infektionsgeschehen mit dem Coronavirus berücksichtigt. Es gebe keine Übungen im Gelände.
Mehr als 28.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert
Bei der sogenannten Stabsrahmenübung geht es um die Zusammenarbeit von Führungsstäben. Sie soll den Angaben zufolge beiden Bündnispartnern dienen, "die gemeinsame Einsatzfähigkeit zu stärken und die Verteidigungsstellung zu verbessern". Die USFK machten keine Angaben zur Zahl der beteiligten Soldaten. Die USA haben in Südkorea zur Abschreckung von Bedrohungen durch Nordkorea 28.500 Soldaten stationiert.
Erst am Wochenende gab die Führung in Pjöngjangeinen Test für ein neues Waffensystem für taktische Atomwaffen bekannt. Die USA hatten kürzlich vor einem möglichen nordkoreanischen Atomwaffentest rund um Nordkoreas Nationalfeiertag am 15. April gewarnt.
Aktivitäten auf dem Atomtestgelände
Nordkorea hat seit 2006 sechs Mal Atomwaffen getestet und 2017 den Erfolg seines letzten und stärksten Tests verkündet - eine Wasserstoffbombe mit einer geschätzten Sprengkraft von 250 Kilotonnen. Experten gehen davon aus, dass Pjöngjang sich nun darauf konzentriert, die Sprengköpfe kleiner zu machen, um sie auf seine Interkontinentalraketen montieren zu können.
Zuletzt ließ Machthaber Kim Jong Un eine ganze Reihe von Raketen testen, das Militär feuerte dabei auch erstmals seit fünf Jahren wieder eine Interkontinentalrakete ab. Satellitenbilder zeigen zudem Anzeichen für neue Aktivitäten in einem Tunnel auf dem Atomtestgelände Punggye-ri.
nob/qu (dpa, afp)