USA: El Kaida im Irak
13. April 2004Nach Erkenntnissen der US-Armee ist das weltweit gesuchte mutmaßliche El Kaida-Führungsmitglied Abu Musab al-Zarqawi ist in der Region Falludscha in Irak untergetaucht. "Wir glauben, dass Zarqawi in Falludscha oder in der Nähe ist", sagte Armeesprecher Dan Senor am Dienstag in Bagdad. Falludscha wird seit Tagen von der US-Armee belagert. Die USA haben auf Zarqawi zehn Millionen Dollar Kopfgeld (mehr als acht Millionen Euro) ausgesetzt, weil er Verbindungen zur Terrororganisation El Kaida haben und hinter zahlreichen Anschlägen in Irak stecken soll. Vor einer Woche war der Jordanier Zarqawi in seinem Heimatland in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Er wurde für schuldig befunden, gemeinsam mit sieben weiteren Verurteilten im Oktober 2002 einen US-Diplomaten ermordet zu haben. Zarqawi soll dabei der Drahtzieher gewesen sein. In der vergangenen Woche drohte Zarqawi auf einer islamistischen Website mit neuen Anschlägen in Irak.
Annan: "Für absehbare Zeit" keine UN im Irak
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat angesichts der Eskalation der Gewalt in Irak die Entsendung eines großen UN-Teams "für die absehbare Zukunft" ausgeschlossen. Annan forderte am Dienstag (13.4.) vor Journalisten in New York zugleich die sofortige Freilassung der von Aufständischen entführten Ausländer. Ferner verlangte der UN-Generalsekretär größere Anstrengungen zur Eindämmung der Gewalt, um die zum 30. Juni geplante Übergabe der Macht an eine irakische Übergangsregierung in einer politisch positiven Atmosphäre zu gewährleisten. Annan wandte sich gegen eine Verschiebung dieses Termins. Auch die US-Regierung hat wiederholt das Festhalten an der Machtübergabe zum 30. Juni bekräftigt. Annan verwies darauf, dass auch die Iraker selbst an einem möglichst raschen Ende der Besatzung interessiert seien. Ein kleines UN-Team unter Leitung des Irak-Beauftragten Lakhdar Brahimi ist derzeit in Irak und unterstützt die Vorbereitungen zur Bildung einer Übergangsregierung, die freie Wahlen vorbereiten soll. Die jüngste Eskalation der Gewalt mache die Arbeit des UN-Teams nicht gerade leichter, sagte Annan. Die endgültige Entscheidung soll nach der Rückkehr des UN-Sonderbeauftragten Brahimi aus Bagdad fallen.
Sadr-Vertrauter verhört
US-Soldaten haben im Laufe des Dienstags einen Vertrauten des radikalen irakischen Schiiten-Führers Moktada el Sadr festgenommen und nach fünf Stunden wieder freigelassen. Hasem el Aradschi, Geistlicher und Helfer von El Sadr in einem nördlichen Distrikt der irakischen Hauptstadt Bagdad, war am Dienstag von US-Truppen festgenommen worden, nachdem er vor dem Palestine Hotel mit italienischen Journalisten gesprochen hatte. Später sei er abtransportiert worden, sagten Zeugen. Ein Grund für seine Festnahme wurde nicht gegeben.
USA verstärken ihre Truppen
Unterdessen hat die US-Armee hat ihre Präsenz in der irakischen Stadt Kerbela verstärkt. Wie Bulgariens Generalstabschef Nikola Kolev am Dienstag in Sofia mitteilte, trafen zur Verstärkung der bulgarischen Truppen erste US-Soldaten in der heiligen Schiitenstadt ein. Die US-geführten Besatzungstruppen wollten auf diese Weise die vollständige Kontrolle über die Stadt zurückgewinnen.
In der vergangenen Woche hatte die Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr die Kontrolle über Kerbela übernommen. Am Wochenende hatte sie anlässlich eines hohen schiitischen Feiertags, zu dem zehntausende Menschen nach Kerbela pilgerten, eine dreitägige Waffenruhe ausgerufen.
Der Chef des US-Zentralkommandos (Centcom), John Abizaid, hatte am Montag in Bagdad mitgeteilt, er habe US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld um die Entsendung von zwei weiteren Kampfeinheiten nach Irak gebeten. Militärexperten zufolge würde dies eine Verstärkung um bis zu 10.000 Soldaten bedeuten. Derzeit hat die US-Armee rund 135.000 Soldaten in dem Zweistromland stationiert.
Brüchige Waffenruhe
In der seit acht Tagen belagerten westirakischen Stadt Falludscha gab es trotz der von Mitgliedern des Regierungsrats ausgehandelten Waffenruhe weiter vereinzelte Gefechte. Augenzeugen vom Abschuss eines "Apache"-Hubschraubers des US-Militärs in der Nähe von Falludscha, bei dem die Besatzung ums Leben gekommen sein soll. Der Nachrichtensender El Dschasira berichtete am Nachmittag, US- Panzer seien in ein Viertel der belagerten Stadt eingerückt und auf erbitterten Widerstand gestoßen.
Kein Ende der Entführungen
Unterdessen geht im Irak die Welle der Entführungen weiter. Die Rebellen ließen mehrere Geiseln aus Staaten frei, die keine Soldaten in den Irak entsandt haben frei, darunter auch acht Mitarbeiter einer russischen Firma. Gleichzeitig wurden aber vermutlich vier Italiener, drei tschechische Journalisten und ein Franzose entführt. Nach Angaben der Zivilverwaltung haben die Aufständischen jetzt etwa 40 Ausländer in ihrer Gewalt. In Falludscha hielt die von Mitgliedern des Regierungsrats ausgehandelte Waffenruhe. Nach Deutschland rieten auch Russland, Frankreich und Portugal ihren Bürgern im Irak, das Land zu verlassen. (sams)