Usbekistan verschärft Zensur des Internets
1. Dezember 2005
In Usbekistan werden nicht nur oppositionelle Internetseiten blockiert, sondern auch die meisten Nachrichtenseiten. Praktisch in jedem Internetcafe hängt ein Schild, auf dem hingewiesen wird, dass der Besuch pornografischer Seiten und solcher mit verfassungswidrigem Inhalt untersagt ist. Die Seite der Deutschen Welle kann man in Usbekistan nicht aufrufen. Usbekische Internetnutzer können die Zensur nur umgehen und verbotene Seiten öffnen, wenn sie über Proxy-Server gehen, wobei auch diese von Zeit zu Zeit aufgespürt und abgeschaltet werden.
Internetseiten der Opposition blockiert
Um seine eigene Seite aufzurufen, muss beispielsweise der Korrespondent der Agentur fergana.ru, Aleksej Wlasewitsch, auch Proxy-Server nutzen. Auf normale Weise kann man die Nachrichten dieser Agentur nicht lesen. Über die Zensur in Internet sagte Wlasewitsch der Deutschen Welle: „Diese Quellen enthalten Informationen, die der usbekischen Regierung unbequem sind. Von den etwa 30 Internetseiten, die regelmäßig über Usbekistan und die Probleme in der Region berichten, und meistens blockiert sind, sind mehrere von Menschenrechtsverbänden sowie alle Internetseiten der Opposition. Ich kann nur zwei Seiten nennen, die nicht blockiert werden. Es gibt einige Seiten, die vor kurzem eingerichtet wurden, aber ich möchte sie nicht nennen, um sie dem Geheimdienst nicht gleich zu verraten.“
Korruption und Kinderarbeit tabu
Der usbekische Sicherheitsdienst ist nach den Ereignissen in Andischan noch aktiver geworden. Seitdem ist die Zensur des Internets drastisch verschärft worden. Nach Ansicht des Journalisten Wlasewitsch sollen derzeit nicht die tragischen Ereignisse vom 13. Mai in Andischan, sondern die Korruption und die Kinderarbeit für den usbekischen Internetnutzer tabu sein: „Interessant ist, dass auf der Seite centrasia.ru nicht alles blockiert wird, sondern nur einzelne Artikel. Die schlimmsten Artikel sind nach Ansicht unserer Behörden nicht die über die Ereignisse in Andischan, die von den Medien durchgekaut wurden, sondern solche, in denen in der Regel Menschenrechtler über Verbrechen des Sicherheitsdienstes und der Miliz oder über Kinderarbeit bei der Baumwollernte berichten.“
Natalja Buschujewa
DW-RADIO/Russisch, 28.11.2005, Fokus Ost-Südost