Rom wegen Limburg weiter gefordert
10. Oktober 2013Erst vor Tagen war zudem bekannt geworden, dass die Kosten für die neue Bischofsresidenz von Franz-Peter Tebartz-van Elst explodieren. Auf über 31 Millionen Euro. Jetzt wirft die Justiz wirft dem umstrittenen Oberhirten vor, dem Landgericht Hamburg gegenüber zwei falsche eidesstattliche Versicherungen abgegeben zu haben. Beide stehen im Zusammenhang mit einem First-Class-Flug des Bischofs zu einem Besuch in indische Slums. Dem Bischof droht nun eine Geldstrafe.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nennt den Antrag eines Strafbefehls gegen einen Bischof einzigartig. Ihm sei kein einziger vergleichbarer Fall bekannt. Zollitsch konnte bei einem seit langem geplanten Auftritt in der Bundespressekonferenz in Berlin seinen Ärger kaum verbergen. Er sei „natürlich erschüttert“ über den Antrag eines Strafbefehls gegen einen Bischof. So etwas hätte er sich nicht vorstellen können.
Ansehen geschädigt
In der kommenden Woche reist Zollitsch nach Rom und wird mit Papst Franziskus den Vorgang vom Tisch räumen. Er wolle dort „all das, was mit Limburg zusammenhängt, besprechen“. Dies sei wichtig und es berühre die ganze katholische Kirche in Deutschland, wie ihm briefliche Beschwerden, die er aus ganz Deutschland erhalte, zeigten. „Wir brauchen eine Lösung für Deutschland."
Bei dem Strafantrag gegen den Limburger Bischof geht es um einen Streit mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Diese Auseinandersetzung hatte der Bischof vor Gericht getragen. Im Kern wehrt sich Tebartz-van Elst gegen die Berichterstattung über einen Indien-Flug. Laut "Spiegel" sollen er und sein Generalvikar Franz Kaspar für die Reise zu einem Hilfsprojekt in der Ersten Klasse geflogen sein – was Tebartz-van Elst mit der Aussage bestritten hatte „Business Class sind wir geflogen“.
Bischof verteidigt Kostenexplosion
Der Limburger Bischof hatte sich Stunden vor Zollitschs Auftritt in Berlin erstmals selbst zur Kostenexplosion für den Neubau seiner Residenz geäußert. In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung verteidigte er den Anstieg der Baukosten, die mittlerweile auf über 31 Millionen geschätzt werden, ursprünglich aber mit nur fünf Millionen veranschlagt worden waren.
"Bei der Zahl erschrickt man, das verstehe ich", räumte Tebartz-van Elst ein. "Aber dahinter stehen zehn einzelne Bauprojekte." Das Diözesan-Zentrum sei ferner auf nachhaltige Weise gebaut, so dass es auch noch kommenden Generationen zur Verfügung stehen werde, sagte der Bischof. Zur Rechtfertigung der Kosten verwies er auch auf die Auflagen durch den Denkmalschutz. Der hessische Denkmalschutz bestreitet allerdings, überhaupt Auflagen gemacht zu haben.
Rücktrittsforderungen werden laut
Den Vorwurf der Verschwendungssucht wies Tebartz-van Elst zurück und wandte sich gegen vorschnelle Urteile. "Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche", sagte der Bischof. Die Unterlagen zu dem Bauvorhaben würden von der Bischofskonferenz geprüft. "Das Ergebnis dieser Überprüfung sollte man abwarten, bevor man den Stab über mich bricht", forderte er.
An einen Rücktritt denkt der Bischof bislang offenbar nicht. Auf eine entsprechende Frage antwortete er: "Viele Gläubige wissen sehr wohl zu unterscheiden zwischen den Fehlern, die tatsächlich gemacht wurden, und dem, was in den Medien daraus wird." Am Wochenende wolle er sich "in einem Brief an die Gläubigen des Bistums wenden und manches klarstellen". Doch schon nach Bekanntwerden der Kostenexplosion für die Bischofsresidenz waren zahlreiche Rücktrittsforderungen gegen den Limburger Bischof laut geworden.
Tebartz-van Elst sagte inzwischen eine für Freitag geplante Israel-Reise mit den Domsingknaben ab. "Der Bischof hat ein Bistum zu führen, und in der derzeitigen Lage bleibt er hier", sagte Bistumssprecher Martin Wind.
cs/sti/gri (dpa, kna, epd, afp)