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Vatikan zieht Klage gegen "Titanic" zurück

30. August 2012

Die juristische Auseinandersetzung zwischen Papst Benedikt XVI. und der Satirezeitschrift "Titanic" ist vorerst beendet. Der für Freitag angesagte Prozess vor dem Hamburger Landgericht wurde abgesagt.

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Papst Benedikt XVI. sitzt mit erhobener rechter Hand im Sessel (Foto: AP)
Bild: dapd

Einen Tag vor der geplanten Gerichtsverhandlung hat das Oberhaupt der katholischen Kirche eingelenkt. "Nach eingehenden Beratungen ist der Heilige Stuhl zur Entscheidung gelangt, eine Rücknahme des Antrags auf einstweilige Verfügung gegen den Titanic-Verlag zu veranlassen", teilte das deutsche Staatssekretariat des Vatikans über die Deutsche Bischofskonferenz mit.

Zugleich würden weitere rechtliche Maßnahmen geprüft, "um Angriffen auf die Würde des Papstes und der katholischen Kirche wirksam zu begegnen", heißt es in der Mitteilung weiter. Mit der Rücknahme des Antrags fällt auch die für Freitag (31.08.2012) anberaumte Gerichtsverhandlung aus, wie das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg mitteilte. Damit sei das Verfahren vor der Pressekammer des Gerichts beendet.

Streitanlass: Titelbild mit "undichtem" Papst

Anlass des Streits war die Juli-Sausgabe der "Titanic". Sie zeigte auf der Titelseite Papst Benedikt XVI. mit einem gelben Fleck im Schritt der Soutane und auf der Rückseite mit einem braunen Fleck am Gesäß. Auf dem Titel hieß es dazu unter Anspielung auf den sogenannten Vatileaks-Skandal: "Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden".

Der Papst persönlich hatte eine einstweilige Verfügung erwirkt, weil er sich durch die Abbildungen in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlte. Das Landgericht Hamburg verbot Mitte Juli mit einer einstweiligen Verfügung die weitere Verbreitung des Titelbildes. Dagegen legte die Zeitschrift Widerspruch ein, über den am Freitag verhandelt werden sollte.

Ein Redaktionsmitglied der Satirezeitschrift "Titanic" zeigt am Donnerstag (30.08.2012) in Hamburg vor dem Michel eine Ausgabe der "Titanic" mit dem Papst auf dem Titel (Foto: dpa)
Nicht nur im Vatikan umstritten: die Satirezeitschrift "Titanic"Bild: picture-alliance/dpa

Magazin will weitermachen

"Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer feierte in einer ersten Stellungnahme der Rückzug der katholischen Kirche als "historisch einmaligen Triumph". Die Päpste seien in der europäischen Literatur schon weit heftiger kritisiert worden, beispielsweise in Dantes Göttlicher Komödie. Fischer kündigte an, die "Titanic"-Mitarbeiter würden am Freitagvormittag bei einer Aktion vor dem Gerichtsgebäude die Restexemplare der umstrittenen Ausgabe kostenlos verteilen. "Wenn die Nachfrage da ist, werden wir auch nachdrucken."

Beim Deutschen Presserat gingen bislang 175 Beschwerden gegen das Juli-Titelbild ein. Begründet würden sie mit der Verletzung von Persönlichkeitsrechten des Papstes, einer Verletzung der Würde des Amtes sowie der Schmähung religiöser Gefühle, sagte eine Sprecherin des Selbstkontrollorgans der Presse. Das Gremium wird sich am 27. September mit dem Thema befassen.

gmf/qu ( afp, dapd, dpa, epd, kna)