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Verbraucherstimmung kaum getrübt

25. Juni 2015

Das Konsumklima sinkt, allerdings bleibt es dabei auf hohem Niveau, das ergab das aktuelle GfK-Barometer. Rückenwind kommt vom Arbeitsmarkt. Auch in Zukunft können Deutsche mit steigenden Löhnen rechnen.

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Symbolbild - Einkaufen im Supermarkt
Bild: Fotolia/G. Sanders

Die Schuldenkrise um Griechenland trübt ein wenig die gute Stimmung der deutschen Verbraucher. Das Barometer für das Konsumklima im Juli sank überraschend um 0,1 auf 10,1 Punkte, wie die Nürnberger GfK-Marktforscher am Donnerstag mitteilten. Das ist der erste Rückgang seit Oktober 2014. Nichtsdestotrotz befindet sich die Stimmung der Konsumenten weiterhin auf einem extrem hohen Niveau.

Experten hatten mit einer Stagnation auf dem Niveau des Vormonats gerechnet. Das Szenario einer Pleite und eines Euro-Austritts Griechenlands verunsichert die Konsumenten nach Ansicht von GfK-Experte Rolf Bürkl: "Für viele sind die ganzen Verhandlungen mit der Taktiererei und den "Spielchen" immer undurchschaubarer, immer weniger nachvollziehbar geworden", erläuterte Bürkl. "Das führt in der Regel zu Verunsicherungen, und die sind Gift für das Konsumklima."

Teure Anschaffungen gibt es auch weiterhin

Das Barometer für die Konjunkturerwartung sackte im Juni um 13,4 auf 24,9 Punkte ab. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im Januar gemessen. Dennoch sehen die Konsumenten ihre künftige finanzielle Lage bisher nicht durch eine mögliche Insolvenz Griechenlands bedroht. Im Gegenteil: Der entsprechende Indikator verzeichnete ein Plus von 5,2 Zählern und stieg auf 57,2 Punkte. Dies ist ein neuer Höchstwert seit der Wiedervereinigung. Für die Verbraucher stehen laut der GfK-Umfrage im Moment die gute Arbeitsmarktlage sowie die aus ihrer Sicht erfreulichen Tarifverhandlungen im Vordergrund. Die Einkommenserwartungen sind auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

Etwas zurück ging die weiterhin hohe sogenannte Anschaffungsneigung. Das entsprechende Barometer verlor 5,6 Zähler und weist nun 57,0 Punkte auf. "Der Trend weist momentan leicht nach unten. Das Niveau ist jedoch nach wie vor sehr hoch", sagte GfK-Experte Bürkl. Die gute Kauflaune lässt im Einzelhandel die Kassen klingeln. Laut Statistischem Bundesamtes stiegen die realen Umsätze in den ersten vier Monaten um etwa drei Prozent.

Gute Rahmenbedingungen

"Der leichte Rückgang des GfK-Konsumklimas sollte nicht überbewertet werden, denn die Zuversicht der deutschen Verbraucher ist nach wie vor sehr hoch", meint Ulrike Kastens von der Bank Sal. Oppenheim. Das zeige auch die Anschaffungsneigung. "An den Rahmenbedingungen hat sich nichts geändert: niedrige Zinsen, bessere Einkommenserwartungen und ein stabiler Arbeitsmarkt. Der Konsum in Deutschland wird weiter laufen und einen wichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten", so Kastens.

Auch Stefan Kipar von der BayernLB sieht die Lage entspannt. "Einkommenserwartungen und Anschaffungsneigung liegen weiterhin auf sehr hohem Niveau." Einer Fortsetzung des binnenwirtschaftlich getriebenen Aufschwungs stünde auf Verbraucherseite kaum etwas entgegen.

Löhne steigen weiter

Dem Konsumklima wird wohl auch in Zukunft die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt Rückendeckung geben. Die Löhne in Deutschland werden in den kommenden fünf Jahren weiter ansteigen, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung und der Prognos AG. Allerdings steigen sie bei Geringverdienern und Menschen in sozialen Berufen weniger stark als zum Beispiel bei Beschäftigten in der produzierenden Industrie.

Waldbreitbacher Franziskanerinnen
In sozialen Bereichen steigen Löhne weniger starkBild: Waldbreitbacher Franziskanerinnen

Das verfügbare Einkommen pro Beschäftigtem im Gesundheits- und Sozialwesen soll von 2012 bis 2020 um 1050 Euro jährlich steigen, heißt es in der Studie. Wer in der chemischen oder pharmazeutischen Industrie arbeitet, darf sich - inflationsbereinigt - wahrscheinlich über 6200 Euro mehr pro Jahr freuen. Als Gründe für die Lohnzuwächse nennt die Stiftung den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel. Allerdings gelte dies nur in den Branchen mit Produktivitätszuwächsen.

Die Stiftung beklagt, dass sich der Trend zur größeren Lohnungleichheit in Deutschland fortsetze. Im Schnitt steigt laut Studie das verfügbare Jahreseinkommen eines Beschäftigten im Vergleich der Jahre 2012 und 2020 um 2200 Euro. Nach Berechnungen der Wirtschaftswissenschaftler erhöht sich das Einkommen der Beschäftigten, deren Verdienst im oberen Fünftel (durchschnittlich 54.700 Euro im Jahr) liegt, im Schnitt um 5300 Euro. Die unteren 20 Prozent (durchschnittlich 7200 Euro) können nur mit einem Plus von 750 Euro rechnen.

"Diese Entwicklung ist bedenklich, denn wachsende Ungleichheit beeinträchtigt die Zukunftschancen sowohl der Menschen als auch unserer Wirtschaft und der Gesellschaft als Ganzes", sagt Aart De Geus, Vorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

iw/hmf (dpa, rtrs, afp)