Asia Bibi will nach Deutschland
11. November 2018"Wir sind mit der pakistanischen Regierung und unseren Partnern im Gespräch. Für uns steht der Schutz von Asia Bibi und ihrer Familie im Vordergrund. Eine Reihe von europäischen Ländern wäre sicherlich gegenüber einer Aufnahme aufgeschlossen, sollte sie Pakistan verlassen können und wollen. Dazu gehört selbstverständlich auch Deutschland", heißt es aus dem Auswärtigen Amt.
Zuvor hatte der Anwalt von Bibi den Wunsch seiner Mandantin deutlich gemacht, in die Bundesrepublik zu kommen. "Sie wäre glücklich, wenn sie mit ihrer Familie nach Deutschland ausreisen könnte", sagte der Rechtsanwalt Saif-ul-Malook der "Bild am Sonntag".
Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt forderte die Bundesregierung auf, dem Wunsch der Frau nachzukommen. "Die Bundesregierung muss Asia Bibi nun rasch Schutz bieten", sagte sie. Das Auswärtige Amt sollte ohne Verzögerungen handeln und die Reise der Frau mit ihrer Familie nach Deutschland möglich machen.
Unterstützung vom Zentralrat der Muslime
Auch der Zentralrat der Muslime setzt sich für eine Einreise Bibis ein und ihrer Familie ein. So soll Bibi an einer Veranstaltung zu den Themen Religionsfreiheit und Menschenrechte teilnehmen. Zentralratspräsident Aiman Mazyek bat in einem Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel um Mithilfe, damit Bibi zeitnah ein Einreisevisum bekommen kann. In einem weiteren Schreiben an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bat Mazyek um Unterstützung des Vorhabens einer interreligiösen Begegnung mit Asia Bibi.
Vorwürfe eines Dorf-Imams
Ein Dorf-Imam hatte die einfache Landarbeiterin Bibi 2009 beschuldigt, den Propheten Mohammed im Streit mit muslimischen Kolleginnen um ein Glas Wasser beleidigt zu haben. Bibi wies den Vorwurf stets zurück. Das Todesurteil gegen sie sorgte international für Empörung. Menschenrechtsgruppen und auch der frühere Papst Benedikt XVI. hatten sich für Bibis Freilassung eingesetzt.
Ende Oktober wurde das Todesurteil vom Obersten Gerichtshof des Landes überraschend aufgehoben und die fünffache Mutter entlassen. Dies wiederum löste massive Kritik einer islamistischen Partei und ihrer Anhänger aus, die die Hinrichtung der Christin forderten.
Strenge Strafen
Blasphemie ist im streng konservativ-islamischen Pakistan ein folgenschwerer Vorwurf. Rund 40 Menschen verbüßen dort nach Schätzungen eines US-Ausschusses zur Religionsfreiheit wegen entsprechender Anschuldigungen derzeit lebenslängliche Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung. Immer wieder kommt es deswegen auch zu Lynchmorden.
cgn/gri (afp, rtr)