Verkauf von Flughafen Hahn gestoppt
29. Juni 2016Von Beginn an hatten viele Beobachter ein mulmiges Gefühl bei dem Flughafendeal. Offenbar bestätigen sich jetzt die Vorbehalte. Der vor einem Monat auserkorene neue Besitzer Shanghai Yiqian Trading (SYT, Chef eines Baukonzerns, habe bislang nicht wie vereinbart den Kaufpreis gezahlt, sagte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) in Mainz. Eine entsprechende Frist sei verstrichen. Der Käufer behaupte, dass sich die Überweisung wegen einer fehlenden Genehmigung aus China verzögert habe. Rheinland-Pfalz habe sich nun an chinesische Behörden gewandt und prüfe rechtliche Schritte. "Wir werden den eingeleiteten Privatisierungsprozess von Hahn weiter führen - notfalls mit einem anderen Käufer", sagte der Minister.
Airport sollte Drehkreuz werden
Damit liegt der Verkauf vorerst auf Eis. Für den Airport-Anteil von 82,5 Prozent wollte die Regierung in Mainz eigentlich 13 Millionen Euro von den Chinesen kassieren. SYT präsentierte sich beim Kauf auf einer großen Pressekonferenz als führendes chinesisches Bauunternehmen und hatte angekündigt, den Airport mit 320 Mitarbeitern im strukturschwachen Hunsrück zum Drehkreuz für Passagiere aus China und für Luftfracht ausbauen. Doch hinter den Plänen tauchten schnell Fragezeichen auf, da die Firma selbst in China unbekannt war. Nach einem Bericht des SWR war zudem der vermeintliche SYT-Geldgeber Shanghai Guo Qing Investment Company an seiner Firmenadresse in Shanghai nicht auffindbar. Hingegen befand sich dort ein Reifenhändler.
Ganz aufgeben will Lewentz die Hoffnung auf den Investor dennoch nicht. "Wir befinden uns noch in einer vertraglichen Beziehung und der Käufer hat zugesichert, vertragstreu zu sein." Auch der zweite Anteilseigener Hessen wollte seine Paket von 17,5 Prozent an die Chinesen verkaufen.
Hahn ist einer der ehemaligen US-Militärflughäfen in Deutschland, die kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden haben. Der Airport ist seit Jahren ein öffentliches Zuschussprojekt. Rheinland-Pfalz musste wiederholt Geld nachschießen. Im vergangenen Jahr machte der Flughafen 17 Millionen Euro Verlust.
Rückläufige Zahlen
Eines des größten Probleme von Hahn ist, dass Hauptnutzer Ryanair seit Jahren sein Angebot dort reduziert und seine Flugzeuge lieber an großen Flughäfen wie Köln einsetzt. Im vergangenen Jahr zählte Hahn nur noch 2,7 Millionen Passagiere nach knapp vier Millionen vor zehn Jahren. Im zweiten Geschäftsfeld Luftfracht hat sich Hahn einen festen Platz in der Branche erarbeitet und rangiert in Deutschland an fünfter Stelle. Allerdings kämpfen Cargo-Airlines weltweit wegen Überkapazitäten mit fallenden Preisen.
cgn/rb (dpa, rtr)