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Verlassen die russischen Soldaten den Balkan?

23. Januar 2003

– Der Grund liegt angeblich in der gesetzwidrigen Entwendung von Mitteln durch Offiziere

https://p.dw.com/p/3CM1

Moskau, 23.1.2003, NESAWISSIMAJA GASETA, russ., Wadim Solowjow

Ein sensationelles Interview mit dem stellvertretenden Befehlshaber der Landstreitkräfte der Russischen Föderation, General Walerij Jewnewitsch. (....)

Frage:

Walerij Gennadijewitsch, in unserer Zeitung wurde die Information veröffentlicht, dass die Finanzierung des russischen Friedensbataillons eingestellt wurde, da dieses demnächst den Balkan verlässt. Was können Sie dazu sagen?

Antwort:

Eigentlich haben Sie gleich zwei Fragen gestellt. Alles der Reihe nach. Es ist nämlich so, dass es zum größten Bedauern bei der russischen Armee immer noch unehrliche Personen gibt. Ich kann die Namen von zwei nennen – General Krotow und Oberst Gussak.

Bei einer Inspektion hat sich herausgestellt, dass die künftigen Friedenssoldaten nicht wie vorgesehen einen Monat im Ausbildungszentrums verbrachten, sondern vier bis fünf Monate. Dabei mussten die Soldaten Garagen und ähnliche Objekte errichten. Die Zeit im Ausbildungszentrum wird als Dienstreise betrachtet. Für die Ausbildung eines jeden Soldaten werden täglich 100 Rubel ans Zentrum überwiesen. 250 Personen sollten dort ausgebildet werden. 250 mal 100 – nicht gerade eine kleine Summe, die dabei herauskam. Deshalb haben wir die Zahlungen für die Ausbildung der Angehörigen der Friedenstruppe jetzt vorläufig eingestellt. Wir wollen erst einmal Klarheit in diese Sache bringen.

Was den Abzug unserer Truppen betrifft, so muss der Präsident Russlands sich erst mit solch einem Vorschlag an den Föderationsrat wenden. Nur dort wird über die Entsendung unserer Truppen ins Ausland oder deren Rückkehr entschieden. Vorläufig wurde in Bezug auf den Balkan nichts dergleichen unternommen.

Frage:

Sagen Sie, hat es denn überhaupt noch Sinn, weiterhin unsere Truppen im Kosovo zu stationieren?

Antwort:

Keine einfache Frage. Unsere Soldaten und Offiziere sind zum Beispiel in Kamenica stationiert, wo sie die Sicherheit der Serben gewährleisten sollen. Dort sind jedoch nur noch in drei serbischen Häusern Serben zurückgeblieben, alle übrigen sind geflüchtet. Und insgesamt ist die Situation jetzt so, dass die Lösung der Kosovo-Probleme an die Polizeistrukturen übertragen wird. (...) (lr)