Verschollenes Bach-Porträt erworben
6. März 2014Fachleute sind sich einig: Bei dem jetzt wieder aufgetauchten Pastellbild handelt es sich nach Untersuchungen des Museums um ein Original aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dem entspreche der physische Zustand des Bildes, die Malweise und die dargestellte Kleidung. Die Gesichtszüge Bachs - mit den tiefliegenden Augen und dem Unterbiss - ähneln darüber hinaus denen auf dem bislang einzig als unanfechtbar echt geltenden Bach-Gemälde von Elias Gottlob Haußmann aus dem Jahr 1746.
Erstmals war das Bild 1927/28 in der berühmten Sammlung Manfred Gorke aufgetaucht. Gorke besaß zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der letzten großen, privaten Bach-Sammlungen. Der englische Bachforscher Charles Sanford Terry identifizierte das Gemälde schon damals als authentisches Bach-Pastell, das aus dem Besitz des Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel stammt. Bei der Auflösung der Sammlung Gorke ging das Gemälde Ende der 1930er Jahre an einen Berliner Privatmann und war seither verschwunden.
Dass es ein Bach-Pastell gab, ist aus Briefen bekannt, die der in Hamburg lebende Carl Philipp Emanuel Bach an den Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel schrieb: "Meines Vaters Portrait ist in Pastell gemalt. Ich habe es von Berlin hierher zu Wasser bringen lassen, weil dergleichen Gemälde mit trockenen Farben das Erschüttern auf der Achse nicht vertragen können“. Diese Briefe sind die einzigen Dokumente, die - neben dem berühmten Haußmann-Porträt von 1746, das im Alten Rathaus in Leipzig hängt - die Existenz eines weiteren zeitgenössischen Bach-Bilds historisch belegen.
Vor zwei Jahren war das Pastellbild erstmals dem Bachhaus Eisenach zum Kauf angeboten worden. Erworben hat es das Museum für 50.000 Euro. Es wird das neue Bach-Bild ab dem 1. Mai 2014 im eigenen Haus ausstellen. Bereits ab dem 13. März 2014 ist das neuerworbene Gemälde in der sechswöchigen Sonderausstellung "Echt Bach!" im Berliner Dom zu sehen.