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Verschüttete in China nach Wochen gerettet

29. Januar 2016

Unverhofftes Wiedersehen: Für vier eingeschlossene Kumpel einer chinesischen Gipsgrube kam die unglaubliche Rettung - nach 36 Tagen. Der Besitzer des Bergwerks hatte Selbstmord begangen.

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Der erste Bergmann wird nach oben gezogen (Foto: picture-alliance/Photoshot/Xinhua/G. Xulei)
Aus 200 Metern Tiefe ans Licht: Der erste Bergmann wird nach oben gezogenBild: picture-alliance/Photoshot/Xinhua/G. Xulei

Es war eine sensationelle Premiere mit glücklichem Ausgang. Zum ersten Mal überhaupt, so schreibt die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua, seien Bergleute in China mit einer speziellen Kapsel geborgen worden. Die technische Meisterleistung rettete vier Kumpeln das Leben - 36 Tage nach dem Einsturz der Grube.

Zuvor mussten die Helfer einen Zugangstunnel graben, um die Verschütteten zu erreichen. Die Rettungsteams bohrten vier Löcher. Hierüber wurden die Grubenarbeiter mit Nahrung, Wasser und Kleidung versorgt. Anders hätten sie in dem Schacht, 220 Meter unter Tage, kaum überleben können.

Lebend in der Kapsel

Schließlich gelang das Wunder: Vier Kumpel wurden weitgehend unverletzt in der Kapsel nach oben gezogen. Zwar trugen sie leichte Blessuren davon, etwa Hautabschürfungen und andere Veränderungen durch die lange Zeit in feuchter Umgebung. Doch ihr körperlicher und psychischer Zustand sei stabil, sagte Zhang Shuping, der Bürgermeister der Stadt Baotai im Kreis Pingyi.

Einschließlich der vier, die jetzt gerettet wurden, kamen bislang 15 Arbeiter mit dem Leben davon. Elf von ihnen waren am Tag nach dem Einsturz in Sicherheit gebracht worden. Ein weiterer wurde für tot erklärt. Für die anderen Verschütteten des Bergwerks in der Provinz Shandong gibt es kaum noch Hoffnung. Bürgermeister Zhang gab ihre Zahl mit 13 an.

China Rettung von Bergleuten in Pingyi
700 Helfer im Einsatz: Gefährdete Retter in der instabilen Grube (Archivbild)Bild: picture-alliance/Photoshot/Xinhua/G. Xulei

Fünf Tage nach dem Unglück hatten Staatsmedien zunächst berichtet, es seien acht Überlebende mit Hilfe eines Infrarot-Gerätes lokalisiert worden. Von vier der damals Genannten war nun keine Rede mehr.

Herabstürzende Gesteinsbrocken

"Es war eine der schwierigsten Bergungsaktionen in der Provinz und in China", sagte Zhang. Und solange noch realistische Chancen bestünden, werde die Suche nach den Vermissten fortgesetzt. Immer wieder wurden die Arbeiten durch herabstürzendes Gestein und die Instabilität der Grube behindert. Nach offiziellen Angaben waren zeitweilig mehr als 700 Retter im Einsatz. Auch das Militär und ausländische Experten sind an der Aktion beteiligt.

Die Ursache des Unglücks ist immer noch offen. Direkt nach dem Grubeneinsturz hatte der Bergwerksbesitzer nach Berichten von Staatsmedien Selbstmord begangen. Der Präsident des Unternehmens Yurong sei bei den Rettungsarbeiten plötzlich in einen Bergwerksbrunnen gesprungen und ertrunken.

Vielfache Vertuschung

In Chinas Bergbau kommen nach Expertenschätzungen jedes Jahr mehrere tausend Kumpel ums Leben. Die genaue Zahl kennt niemand - weil viele Unfälle vertuscht werden oder nicht in der Statistik auftauchen. Offiziell ist nur von einigen hundert Toten die Rede. Begünstigt werden die Unfälle durch eine vielfach mangelhafte Ausrüstung, unzureichende Sicherheitsvorkehrungen, mangelnde Aufsicht oder auch Vetternwirtschaft zwischen Grubenbesitzern und Behörden.

jj/uh (dpa, afp)