Viel Leid durch Corona
18. April 2021In Deutschland sind etwa 80.000 Menschen an und mit COVID-19 gestorben. Weltweit sind es rund drei Millionen Menschen. Hinter jeder dieser Zahlen steht ein Einzelschicksal. Die Verstorbenen waren Mütter, Väter, Großväter, Freundinnen, Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter. Immer wieder hat die DW im Laufe des Jahres hingeschaut und über diese Schicksale berichtet.
Häufig erzählen Betroffene, dass die Pandemie-Situation den Abschied besonders schwer mache. Krankenhäuser und Altenheime haben über lange Zeit das Besuchsrecht eingeschränkt. Manche Corona-Patienten verstarben einsam und ohne Angehörige. Doch das betraf nicht nur COVID-Erkrankte. Auch Angehörige von Menschen, die aus anderen Gründen verstarben, konnten kaum Abschied nehmen. Wie schwierig das war, erzählt beispielsweise Familie Kleibömer. Detlev Jacobs, dessen Mutter an COVID-19 im Pflegeheim verstarb, wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Gedenkfeier für die Verstorbenen in der Corona-Pandemie nach Berlin eingeladen, um über seine Erfahrungen zu berichten.
Die DW hat auch Menschen gesprochen, die Sterbende oder ihre Angehörigen begleiten. Die Familien-Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper empfiehlt beispielsweise im DW-Interview, einen Brief an den Verstorbenen zu schreiben, wenn ein Abschied nicht möglich war und sich bewusst Zeit zu nehmen, an den geliebten Menschen zu denken. Auch die Bestatterin Birgit Scheffler versucht, trauernden Angehörigen Nähe und Trost zu geben, ohne ihnen nahe kommen zu können.
Obwohl es anfangs viele Corona-Ausbrüche in Pflege- und Altersheimen gab und viele hundert Tote am Tag, hat Deutschland versucht, die Ältesten und Verwundbarsten zu schützen. Es gibt es eine ganze Reihe Länder, die auf weitaus höhere Todesraten blicken müssen als Deutschland.
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seit Beginn der Pandemie 2020 schon mehrfach auf das Thema Trauer und Tod aufmerksam gemacht. So regte er an, zum Gedenken an die Toten eine Kerze ins Fenster zu stellen.
Ende vergangenen Jahres starben besonders viele Menschen in Deutschland mit und an COVID-19. Das war in einigen Bundesländern stark zu spüren. Zu den besonders betroffenen Regionen zählte Sachsen im Osten des Landes.
Im Landkreis Görlitz etwa lag die 7-Tage-Inzidenz zeitweise bei über 600. Die traurigen Folgen haben besonders Bestatter zu spüren bekommen. Sie kamen kaum hinterher, in den Bestattungshäusern stapelten sich die Särge. Die DW hat im Januar ein Krematorium in einer sächsischen Kleinstadt besucht.
Hohe Corona-Fallzahlen und ernste Erkrankungen wirken sich immer zuerst bei den Mitarbeitern in den Krankenhäusern aus. Die DW berichtet seit vielen Monaten über die Lage auf den Intensivstationen. Ärzte und Ärztinnen, Pfleger und Pflegerinnen sind an der Belastungsgrenze, denn auf einer Intensivstation liegen nicht nur Corona-Patienten. Von den vielfältigen Aufgaben, dem Stress und auch dem Umgang mit Abschied und Tod auf einer Intensivstation in Koblenz berichtet beispielsweise diese Reportage.
Doch auch wer COVID-19 übersteht, ist unter Umständen noch längst nicht geheilt. Auch viele jüngere Patienten kämpfen mit "LongCovid" - mit Spätfolgen wie Atemnot oder Kraftlosigkeit, auch noch Monate nach der Infektion. Die DW hat unter anderem Valerie Giesen getroffen, die nach fast einem Jahr immer noch nicht vollständig genesen ist.
Es gibt aber auch Hoffnung: Seit Jahresbeginn sank die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 in Deutschland zunächst kontinuierlich. Das könnte ein erster Erfolg der Impfkampagne sein.
Allerdings steigt die Zahl seit Ostern wieder leicht an. Intensivmediziner und Virologen warnen vor den steigenden Infektionszahlen: Es erkranken wieder mehr Menschen, mit zeitlicher Verzögerung werden die Intensivbetten wieder knapper - ein Teil der Erkrankten wird sterben.
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