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Genug zu feiern

9. Juli 2011

Der Südsudan hat enorme Erblasten - trotzdem ist die Gründung dieses neuen Staates ein historischer Moment. Den darf die Welt ruhig feiern, meint Daniel Pelz.

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Bild: DW

Auch in der Weltpolitik werden mal Träume wahr. Der Südsudan ist unabhängig, nach fast fünfzig Jahren Krieg. Wenn jetzt wieder die Menschen durch die Straßen der Hauptstadt Juba ziehen und triumphierend die neue Fahne des jüngsten Staates der Welt schwenken, dann kann man sich erstmal ruhig mit ihnen freuen. Denn diese Menschen haben Unvorstellbares durchgemacht: 2 Millionen Tote, 4 Millionen Vertriebene, die jahrzehntelang in engen Lagern in Kenia, Uganda oder Äthiopien gehaust haben, Hunger, Krankheiten und Leid. Dass sie einst in einem unabhängigen Staat leben würden, schien vor dem Friedensschluss 2005 ein ferner Traum zu sein.

Schwere Erblasten

Doch während der Südsudan noch feiert, wird im Ausland schon gewarnt. Denn: Der junge Staat hat alte Erblasten. 50 Jahre Krieg haben zu erschreckenden Zuständen geführt: Die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsrate, mehr als 70 Prozent sind Analphabeten, 80 Prozent haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. Das alles sind Referenzen genug, um nach der Unabhängigkeit direkt in den Club der ärmsten Länder der Welt aufgenommen zu werden.

Porträt Daniel Pelz (Foto: DW)
Daniel Pelz ist Chef vom Dienst bei den Afrika- und Nahostprogrammen der DW.Bild: DW/Müller

Auch politisch steht dem Südsudan noch einiges bevor: Noch regieren die ehemaligen Rebellen der Südsudanesischen Volksbefreiungsfront, kurz SPLM. Die Opposition ist klein und entsprechend wenig machtvoll. Ob es die SPLM schafft, sich zu einer demokratischen Partei zu wandeln, die andere Meinungen und andere Parteien zulässt, demokratisch über ihre Führung entscheidet und die Verfassung respektiert, ist eine der zentralen Fragen. Oder ob sie den Weg anderer Befreiungsbewegungen geht und eine Einparteiendiktatur errichtet. Doch noch kann niemand diese Fragen beantworten.

Zudem wird für die Zukunft des Südsudan entscheidend sein, ob sich die SPLM mit den vielen bewaffneten Milizen einigen kann, die ganze Regionen des Landes destabilisieren. Und niemand weiß, ob der Konflikt mit dem Norden nicht wieder aufbrechen wird. Gerade erst der Konflikt um die Region Abyei hat gezeigt, wie sensibel die Beziehungen zwischen beiden Staaten noch sind.

Viel Engagement für den neuen Staat

Ja, all dies sind genug Zutaten für einen "failed state", einen gescheiterten Staat. Das ist ein Schicksal, das dem Südsudan durchaus drohen könnte. Aber: Es gibt auch noch die andere Seite. Denn es gibt sie, die heimgekehrten Akademiker, die engagierten Kirchenvertreter, Journalisten oder Lehrer, die diesen neuen Staat aufbauen wollen. Viele Menschen im Südsudan eint der Wille, einen funktionierenden Staat aufzubauen. Bei allen berechtigten Warnungen sollten gerade ihnen der Respekt und die Unterstützung des Auslandes sicher sein. Jetzt haben die Südsudanesen aber ohnehin erstmal eines: Das Recht zu feiern und sich über ihren neuen Staat zu freuen. Und der internationalen Gemeinschaft bleibt nur zu sagen: Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die Zukunft!

Redaktion: Annamaria Sigrist