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Viele Corona-Tote in Wolfsburger Pflegeheim

28. März 2020

Binnen weniger Tage sterben zwölf Bewohner eines Pflegeheims in Niedersachsen infolge einer COVID-19-Erkrankung. Viele Bewohner wurden positiv getestet. Eine räumliche Trennung der demenzkranken Menschen ist schwierig.

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Deutschland Wolsburg Hanns-Lilje Altersheim
Bild: picture-alliance/dpa/O. Spata

Das Coronavirus trifft ein Pflegeheim in der niedersächsischen Stadt Wolfsburg besonders hart: Dort sind seit Anfang der Woche bereits zwölf Bewohner an der neuen Viruskrankheit COVID-19 gestorben. In dem kirchlichen Heim leben viele Menschen mit hochgradiger Demenz.

Überraschend viele seien verstorben, ohne dass sie Symptome von Corona hatten, sagte Oberbürgermeister Klaus Mohrs. "Wir stehen aber erst am Anfang der Entwicklung. Das wird für uns alle noch eine sehr, sehr harte Zeit", sagte Mohrs.

Corona-negative Bewohner bleiben im Haus

Von etwa 165 Bewohnern seien derzeit 72 infiziert, sagte der Leiter des Wolfsburger Gesundheitsamts, Friedrich Habermann. Nun setzt die Heimleitung alles daran, die übrigen Bewohner bestmöglich zu schützen: Mithilfe von Schleusen sollen positiv getrennte Bewohner von negativ getesteten ferngehalten werden, beide Gruppen sollen sich auf unterschiedlichen Stockwerken aufhalten. Bei wem der Test negativ ausfiel, soll alle drei Tage nachkontrolliert werden.

Zwischenzeitlich stand zur Debatte, ob die negativ getesteten Bewohner in ein Hotel verlegt werden könnten. Weil die Demenzkranken an diesem neuen Ort jedoch vollkommen orientierungslos wären und die Krankheit weiter fortschreiten würde, entschieden sich Heimleitung und Bürgermeister letztlich dagegen.

Wie genau das Virus in das Hanns-Lilje-Heim gelangte, sei noch nicht abschließend geklärt, sagte Bettina Enßlen von der Wolfsburger Diakonie. Die demenzkranken Bewohner verstünden die Abstandsregeln nicht. "Sie haben einen großen Bewegungsdrang. Man kann ihnen nicht erklären, warum sie auf ihren Zimmern bleiben sollen." Das Pflegeheim habe schon seit langem seine Türen für Besucher geschlossen. Umso bitterer sei es, dass jetzt diese Serie von Todesfällen auftrete, so Enßlen weiter. Heimleiter Torsten Juch ergänzte, die Arbeit mit demenziell veränderten Menschen sei eine große Herausforderung. "Jegliche Form der Veränderung wie Ortswechsel, Menschen in Schutzkleidung oder vermummte Gesichter lösen Irritationen und Ängste aus." 

Auf Besuche verzichten

Besonders tragisch dürfte für die Angehörigen der Verstorbenen sein, dass sie sich wegen des Corona-bedingten Betretungsverbots nicht einmal verabschieden konnten. Niedersachsens Ministerpräsident Weil sagte: "Unsere Gedanken sind bei den Verstorbenen und ihren Angehörigen. Mein besonderer Dank gilt all denen, die in dem Heim versuchen, trotz eigener Gefährdung weitere Ansteckungen und weitere Todesopfer zu verhindern."

Weil bat darum, auf persönliche Besuche zu verzichten und stattdessen über Telefon, Mail oder Post in Verbindung zu bleiben. "Ganz besonders gilt das gegenüber Ihren älteren Angehörigen", sagte Weil.

ehl/kle (dpa, NDR)