Viele Tote bei israelischem Luftangriff auf Rafah
27. Mai 2024Die meisten der Toten seien Frauen und Kinder. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. In sozialen Medien kursierten Videos, die zeigten, wie Leichen aus brennenden Zelten geborgen wurden. Nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds wurden bei dem Angriff Zelte geflüchteter Zivilisten getroffen.
Israel spricht von Einklang mit internationalem Recht
Das israelische Militär bestätige auf der Plattform X, dass es einen Luftangriff auf ein Gelände der islamistischen Hamas gegeben habe. Neben Jassin Rabia, dem maßgeblichen Kopf hinter den Terroraktivitäten der Islamistenorganisation im Westjordanland, sei auch das ranghohe Hamas-Mitglied Chaled Nagar getötet worden. Der Luftangriff sei im Einklang mit internationalem Recht erfolgt, erklärte das Militär in Israel weiter.
Die Berichte, dass infolge des Luftangriffs ein Feuer ausgebrochen sei, bei dem Unbeteiligte zu Schaden gekommen seien, würden überprüft. Der Rote Halbmond erklärte, das getroffene Gebiet sei eine der ausgewiesenen humanitären Zonen für jene Menschen, die wegen der israelischen Kampfhandlungen zur Evakuierung gezwungen gewesen seien.
Sirenen-Alarm in Tel Aviv
Der israelische Luftangriff folgte auf Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Nach israelischen Angaben waren am Sonntag mindestens acht Raketen aus Rafah auf Israel abgefeuert worden. Einige der Geschosse, die auf das Landesinnere zielten, seien abgefangen worden, teilte die israelische Luftabwehr mit. In Tel Aviv und im Zentrum Israels wurden die Bewohner mit Sirenenalarm aufgefordert, Schutz vor den Raketen zu suchen. Es war der erste Raketenalarm in der Region seit Monaten. Aus dem Zentrum des Landes wurden mindestens drei Explosionen gemeldet.
Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte, er habe einen "großen Schwall Raketen" auf die israelische Metropole Tel Aviv abgefeuert. Es handele sich dabei um eine Reaktion "auf die zionistischen Massaker gegen Zivilisten", hieß es in der Erklärung der Essedin-al-Kassam-Brigaden. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bekräftigte vor einer Kabinettssitzung am Sonntagabend, dass er einen Rückzug der israelischen Armee im Gazastreifens ablehne. Eine Erfüllung der entsprechenden Forderungen der Hamas würde dazu führen, dass die Palästinenserorganisation "in der Lage sein wird, die Gräueltaten vom 7. Oktober immer wieder und wieder zu begehen".
Haftbefehle sind beantragt
Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) hatte vor einer Woche wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und mutmaßlicher Kriegsverbrechen Haftbefehle gegen Netanjahu und seinen Verteidigungsminister Yoav Gallant sowie gegen die Anführer der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas beantragt.
Am Freitag hatte dann der Internationale Gerichtshof (IGH) Israel verpflichtet, den Militäreinsatz in Rafah unverzüglich zu beenden. Entscheidungen des Weltgerichts sind bindend. Allerdings besitzen die UN-Richter keine Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.
Auslöser des Israel-Hamas-Krieges war der beispiellose Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober. Kämpfer der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation töteten dabei israelischen Angaben zufolge mehr als 1170 Menschen. Zudem verschleppten sie 252 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. Die Hamas wird außer von Israel auch von den USA, der EU, Deutschland und weiteren Staaten als Terrororganisation eingestuft.
Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 35.900 Menschen getötet.
haz/sti/gri (afp, dpa, rtr)