Viele Tote bei türkischen Angriffen in Afrin
3. März 2018Die türkische Armee hat nach Angaben von Aktivisten bei Luftangriffen in der nordsyrischen Region Afrin mindestens 36 Kämpfer regierungstreuer Einheiten getötet. Die Attacken hätten sich gegen das Dorf Kafr Dschanna gerichtet, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Es sei das dritte Mal innerhalb von 48 Stunden gewesen, dass die türkische Armee Stellungen der Regierungstruppen bombardierte. Bereits am Freitag waren nach Aussage der Beobachtungsstelle bei einem Luftangriff 14 regierungstreue Milizionäre zu Tode gekommen. Für Medien sind die Zahlen der Organisation, die ihren Sitz in Großbritannien hat, meist nicht zu überprüfen.
Proteste in Deutschland
In Berlin haben unterdessen mehrere Tausend Menschen gegen die türkische Militäroffensive demonstriert. Ein Polizeisprecher sprach von einem weitgehend störungsfreien Verlauf. Bei einem Zwischenfall seien allerdings vier Polizisten leicht verletzt und drei Demonstranten vorübergehend festgenommen worden.
Außerdem seien pro-kurdische Fahnen mit verbotenen Symbolen und Konterfeis von Abdullah Öcalan, dem ehemaligen Chef der kurdischen Arbeiterpartei PKK, beschlagnahmt worden. Die PKK gilt auch in der Europäischen Union als Terrororganisation. Zu dem Protest hatten verschiedene kurdische und linke Organisationen aufgerufen. Für massive Kritik bei den Demonstranten sorgte unter anderem, dass bei der türkischen Offensive Waffensysteme genutzt werden, die von Deutschland geliefert wurden.
Die türkische Armee geht seit Januar mit verbündeten syrischen Rebellen in Afrin gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) vor. Die Türkei betrachtet die Präsenz der YPG an ihrer Grenze als Bedrohung, da die Gruppe eng mit der PKK verbunden ist. Diese kämpft seit Jahrzehnten mit Gewalt gegen den türkischen Staat. Zudem will die Türkei Autonomiebestrebungen der Kurden auf eigenem Boden entgegenwirken.
Die kurdischen Kämpfer in Nordsyrien werden inzwischen von Soldaten des Präsidenten Baschar al-Assad unterstützt. Auf Bitten der kurdischen Regionalverwaltung hatte die syrische Regierung kürzlich Truppen entsandt, um den YPG zu Hilfe zu kommen. Damit verschieben sich auch die Frontlinien im Syrien-Krieg, galten die YPG doch bis zuletzt als Verbündete des Westens im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat".
jj/uh (dpa, afp, rtr)