Viele Tote bei Waldbränden in Chile
4. Februar 2024Bei den schweren Waldbränden in Chile ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 64 gestiegen. Das gaben die Behörden bekannt. Staatspräsident Gabriel Boric sagte am Sonntag bei einem Besuch in der Region Valparaíso: "Diese Zahl wird noch steigen, wir wissen, dass sie erheblich steigen wird." Etliche Menschen wurden noch vermisst.
Bei starker Trockenheit und Temperaturen von bis zu 40 Grad wüten derzeit im Zentrum und im Süden Chiles Dutzende Feuer. Die Forstbehörde registrierte am Samstag im ganzen Land 143 Brände auf einer Fläche von rund 21.000 Hektar. Innenministerin Tohá sagte, dass auch Tausende Häuser in Flammen aufgegangen seien. Allein in der Region Valparaíso seien es mehr als 3000.
Anweisung an das Verteidigungsministerium
Bereits am Freitag hatte Präsident Boric wegen der Katastrophe den Ausnahmezustand in den betroffenen Gebieten erklärt, um alle nötigen Ressourcen mobilisieren zu können. Nun habe er auch das Verteidigungsministerium angewiesen, mehr Militäreinheiten einzusetzen. "Unsere Priorität ist es, Leben zu retten", sagte Boric.
In den Hügeln rund um die Küstenstadt Viña del Mar brannten in der Nacht zum Samstag ganze Straßenzüge nieder. Tausende Menschen, die ihre Häuser nach einer Evakuierungsanordnung verlassen hatten, fanden bei ihrer Rückkehr nur noch ausgebrannte Ruinen vor. In den Straßen lagen mit Tüchern abgedeckte Leichen. Über der Stadt hing dichter grauer Rauch. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre.
Katastrophe in Viña del Mar
Viña del Mar liegt in der Touristenregion Valparaíso und ist etwa eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt Santiago de Chile entfernt. In den Sommermonaten ist sie ein beliebter Urlaubsort. Die Bürgermeisterin Macarena Ripamonti sprach von einer "beispiellosen Katastrophe". Eine Krise "dieser Größenordnung hat es in der Region Valparaíso noch nie gegeben", sagte sie.
Auch in den Städten Estrella und Navidad südwestlich der Hauptstadt wurden Häuser von den Flammen zerstört. In der Stadt Pichilemu, die als Surfparadies gilt, gab es ebenfalls Evakuierungen.
Bilder von Autofahrern, die auf der Flucht vor den Flammen nicht mehr weiterkamen, wurden vielfach in den Online-Netzwerken geteilt. Andere Fotos zeigen brennende Berge an der Autobahn Ruta 68, die im Sommer auch viele Urlauber nutzen.
Chile und andere Länder im Süden Lateinamerikas ächzen seit Tagen unter eine Hitzewelle. In Argentinien kämpft die Feuerwehr seit Ende Januar gegen ein riesiges Feuer, das schon mehr als 3000 Hektar Land im Nationalpark Los Alerces zerstört hat. Die Hitze hängt Experten zufolge mit dem Wetterphänomen El Niño zusammen, das durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifik gekennzeichnet ist und weltweit Auswirkungen hat.
pg/AR/kle (dpa, afp)