Tote nach Anschlag vor Krankenhaus
19. September 2019Experten hatten nach dem Abbruch der Friedensgespräche zwischen den USA und den Taliban vor einer Zunahme der Gewalt im Land gewarnt. Den dritten Tag in Folge gab es nun einen Anschlag, bei dem Zivilisten starben. Bei einer Explosion vor einem Krankenhaus in der südafghanischen Provinz Sabul sind mindestens 12 Menschen getötet worden. Der Leiter des Provinzrates von Sabul, Atta Dschan Hakbajan, sprach von mindestens 20 Toten. Außerdem gab es nach Angaben lokaler Behördenvertreter mehr als 90 Verletzte.
Demnach detonierte in der Provinzhauptstadt Kalat am frühen Donnerstagmorgen ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen in einer Straße zwischen dem staatlichen Krankenhaus und einem Gebäude des afghanischen Geheimdienstes NDS. Die radikalislamischen Taliban reklamierten den Angriff für sich. Ziel sei das Gebäude des Geheimdienstes gewesen.
Die Provinzrätin Fausia Kakar sagte, viele der Opfer seien aber Zivilisten, darunter Kinder, die im Krankenhaus zur Behandlung waren. Dem Provinzrat Hakbajan zufolge wurde das Krankenhaus schwer beschädigt, am Gebäude des Geheimdienstes sei nur eine Wand eingestürzt. Lokale Medien berichteten, die meisten Verletzten würden in privaten Krankenhäusern behandelt. Einige hätten aber auch ins benachbarte Kandahar gebracht werden müssen. Kandahar-Stadt ist mehr als eineinhalb Autostunden entfernt.
Gewalt spitzt sich zu
Die Gewalt in Afghanistan hat zugenommen, nachdem US-Präsident Donald Trump vergangene Woche ein geplantes Geheimtreffen mit den Taliban absagte und die Friedensverhandlungen - die nach Angaben von Unterhändlern kurz vor dem Abschluss standen - für "tot" erklärte. Anlass dafür war ein Anschlag in Kabul, bei dem auch ein US-Soldat getötet worden war.
Am Dienstag waren bei zwei Selbstmordanschlägen, welche die Taliban für sich reklamierten, 48 Menschen getötet und etwa 80 verletzt worden. Einer der Anschläge richtete sich gegen eine Wahlkampfveranstaltung, an der Präsident Aschraf Ghani teilgenommen hatte. Am 28. September stehen in Afghanistan Präsidentschaftswahlen an. Die Taliban haben angekündigt, den Wahlgang zu stören. Am Mittwoch wurden bei einem Selbstmordattentat und bewaffnetem Angriff in einem Regierungsgebäude in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad mindestens vier Menschen getötet. Gleichzeitig berichteten Militärs von einer Zunahme an Offensivoperationen gegen Taliban-Kämpfer in mehreren Provinzen des Landes in den vergangenen Tagen.
Tote Zivilisten bei Luftangriff
In Osten Afghanistans kamen derweil bei einem Luftangriff mindestens 30 Zivilisten ums Leben. 40 weitere Menschen seien verletzt worden, sagten Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Der Angriff der afghanischen Sicherheitskräfte mit Unterstützung der USA in der Nacht zuvor hätte ein Versteck der Islamisten-Miliz IS zum Ziel gehabt. Stattdessen seien aber Bauern in der Nähe eines Feldes getroffenworden. Das Verteidigungsministerium in Kabul bestätigte den Angriff, äußerte sich aber nicht zur Zahl der Todesopfer.
ust/stu (dpa, afp, ap, rtr, epd)