Viele Verletzte bei Protesten in Paris
1. Dezember 2018Die Proteste der französischen "Gelbwesten"-Bewegung gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron sind in Gewalt umgeschlagen. In den Straßen von Paris kam es zu chaotischen Szenen, als Randalierer Barrikaden errichteten, Autos anzündeten und Fensterscheiben einwarfen. Nach gewaltsamen Ausschreitungen nahm die Polizei in der Hauptstadt mehr als 200 Demonstranten fest. Rund 65 Menschen wurden verletzt, unter ihnen elf Polizisten.
In der Nähe des Arc de Triomphe versuchten Randalierer eine Polizeisperre zu durchbrechen. Die Ordnungskräfte trieben die Demonstranten unter Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern auseinander. Innenminister Christophe Castaner sprach von 1500 gewaltbereiten "Unruhestiftern", die sich nahe den Champs-Elysées versammelt hätten und sich prügeln wollten. "Unsere Sicherheitskräfte sind präsent und drängen die Randalierer zurück", erklärte der Minister. Die Bürgermeisterin des achten Pariser Arrondissements, Jeanne d'Hauteserre, sprach von einem "Zustand des Aufruhrs" in ihrem Viertel. Dort kam es zu besonders vielen Ausschreitungen.
Zugeständnisse reichen nicht
Die "Gelben Westen" demonstrierten nun am dritten Wochenende in Folge gegen steigende Spritkosten sowie die Wirtschafts- und Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron. Landesweit gingen laut offiziellen Zahlen rund 75.000 Menschen auf die Straße. Es ist die heftigste Protestwelle seit dem Beginn von Macrons Amtszeit vor 18 Monaten.Seine Regierung hatte im vergangenen Jahr eine Erhöhung der Steuern auf fossile Brennstoffe beschlossen und steht auch mit anderen Reformen in der Kritik. Macron hat zugesagt, die umstrittene Ökosteuer auf Diesel an den Kraftstoffpreis anzupassen. Das geht den Aktivisten aber nicht weit genug. Viele "Gelbwesten" forderten in Sprechchören den Rücktritt des Präsidenten.
Vertrauter Macrons wird Parteichef
Macrons Partei La République en Marche (LREM) wählte unterdessen Stanislas Guerini zu ihrem neuen Vorsitzenden. Die Delegierten stimmten bei einem Parteitag in Nogent-sur-Marne östlich von Paris mit 82 Prozent für den Vertrauten des Staatschefs. Der 36-Jährige sprach von "großen Herausforderungen, vor denen das Land steht". Er verschließe auch nicht die Augen "vor der Gewalt, die sich abspielt, während wir reden", sagte er mit Blick auf die Proteste der "Gelbwesten".
Guerini hatte Macrons Bewegung En Marche! mit gegründet, die sich später umbenannte. Sein Vorgänger an der Parteispitze war der jetzige Innenminister Castaner.
rb/jj/sti (afp, dpa, rtr)