Virgin Galactic fliegt seine ersten Touristen ins Weltall
11. August 2023Das private Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic hat erstmals Touristen ins All gebracht. Das Raumschiff "VSS Unity" flog den 80-jährigen Briten Jon Goodwin, die 46-jährige Keisha Schahaff aus dem Karibikstaat Antigua und Barbuda sowie deren 18-jährige Tochter Anastatia Mayers in eine Höhe von 88 Kilometern über der Erde.
Die Weltraumtouristen konnten dort die Erdkrümmung sehen und kurz die Schwerelosigkeit genießen. Dann ging es wieder zurück zum Weltraumbahnhof bei der Kleinstadt Truth or Consequences im US-Bundesstaat New Mexico, wie Live-Video-Bilder zeigten.
Die Mission Galactic 02 war der erste Flug von Virgin Galactic mit Touristen an Bord. Bereits Ende Juni hatte das vom britischen Milliardär Richard Branson gegründete Unternehmen seinen ersten kommerziellen Flug absolviert und dabei zwei Angehörige der italienischen Luftwaffe und einen italienischen Forscher ins All gebracht. Die Italiener nahmen dort mehrere kurze Versuche vor.
Erfolgreiche Teilnahme an einer Benefiz-Lotterie
Keisha Schahaff hatte vor knapp zwei Jahren zwei Tickets für den Weltraumflug mit Virgin Galactic bei einer Lotterie gewonnen. Branson reiste damals nach Antigua und Barbuda, um sie persönlich über ihren Gewinn zu informieren. Schahaff nahm ihre Tochter Anastatia mit, die in Schottland Philosophie und Physik studiert.
Der dritte Passagier des Fluges am Donnerstag, Jon Goodwin, hatte sich schon vor längerer Zeit ein Ticket gekauft. Er hatte 1972 als Kanute an den Olympischen Spielen in München teilgenommen. 2014 wurde bei ihm die Parkinson-Krankheit diagnostiziert. Er war nun der zweite Mensch der Geschichte mit Parkinson, der ins All flog.
Wo beginnt der Weltraum?
Es gibt keine verbindliche, internationale Regelung, wo genau der Weltraum anfängt. Der Internationale Luftfahrtverband (FAI) und viele andere Fachleute sehen 100 Kilometer über der Erde als Grenze zum Weltraum an, andere Experten, Organisationen und Regierungen sehen die Grenze schon bei 80 Kilometern. Zum Vergleich: Die Internationale Raumstation (ISS) befindet sich auf etwa 400 Kilometer Höhe.
Branson hat mit seinem Unternehmen schon seit rund 20 Jahren auf den Beginn des kommerziellen Flugbetriebs hingearbeitet - auch immer wieder mit Rückschlägen. Bei Virgin Galactic bringt zunächst ein Trägerflugzeug die "VSS Unity" in eine Höhe von rund 15 Kilometern. Dort klinkt sich das wie ein Privatjet aussehende Raumschiff aus und fliegt allein weiter ins All.
Ein Ticket kostet 450.000 Dollar
Im Juli 2021 hatte Richard Branson persönlich an einem Weltraumflug teilgenommen. Danach musste das Unternehmen für technische Verbesserungen aber eine längere Pause einlegen. Das 2004 gegründete Unternehmen strebt jetzt monatliche Flüge ins All an. Die Tickets kosten Unternehmensangaben zufolge rund 450.000 US-Dollar (etwa 400.000 Euro).
Virgin Galactic konkurriert mit Blue Origin, dem Unternehmen des Milliardärs und Amazon-Gründers Jeff Bezos, das bereits 31 Menschen zu kurzen suborbitalen Flügen ins All geschickt hat. Seit einem Unfall im September 2022 blieb dessen Rakete aber am Boden. An der Eroberung des Weltalls durch private Firmen wirkt auch SpaceX von Milliardär Elon Musk mit, das zahlungskräftigen Interessierten ebenfalls Weltraumreisen anbietet.
kle/AR (dpa, afp)