10 Jahre Emscher Park
16. März 2009Eine Ausstellung im eigentlichen Sinne war die "Internationale Bauausstellung Emscher Park" nie. Das, was in den Jahren zwischen 1989 und 1999 im nördlichen Ruhrgebiet auf die Beine gestellt wurde, könnte man vielmehr so beschreiben: Die vom wirtschaftlichen Niedergang betroffene Region mit ihren alten, stillgelegten Industrieanlagen wurde umgewandelt in eine Zone aus Landschaftsparks, Wohnprojekten und Kultureinrichtungen. Aus einem Gebiet, das eineinhalb Jahrhunderte von der Stahl- und Kohleindustrie gelebt hatte, wurde eine Region mit vielen zukunftsweisenden Projekten und ökologischen Einrichtungen.
Grüne Klammer von Ost nach West
Als sich Stadt- und Landschaftsplaner, Architekten und Ingenieure, Politiker und Kulturschaffende in den 1980er Jahren zusammensetzten, hatten sie ein übergeordnetes Ziel. Das Gebiet zwischen Duisburg im Osten und Kamen im Westen, zwischen Recklinghausen, Gladbeck und Lünen im Norden sowie Essen, Bochum und Dortmund im Süden sollte umgestaltet werde. Aus der Not - dem Niedergang alter Wirtschaftszweige - sollte eine Tugend gemacht werden.
Modernes Wohnen und zukunftsträchtiges Gewerbe sollten die Region wieder aufblühen lassen. Besonders wichtig dabei: vor allem eine funktionierende Landschaft, ein ökologisch angelegtes System aus Wasserläufen, Parks und Naturflächen sollte die Region prägen. Die vom Osten kommende und im Rhein mündende Emscher diente dabei als geographisches Rückgrat des Projekts und verlieh diesem auch den Namen.
Zehn Jahre denken, planen, bauen
Als im Jahre 1999 das große Finale der Bauausstellung gefeiert wurde, war vieles von dem fertig gestellt, was sich Architekten und Landschaftsplaner vorgenommen hatten. Industrieruinen waren in Denkmäler verwandelt, alte Wohnsiedlungen waren nach modernen Kriterien und Verfahren erneuert worden. Das ganze Gebiet war zu einem Verbund aus Rad- und Wanderwegen, Kulturpfaden und Sportanlagen umgestaltet worden. Parks und Gartenanlagen waren gepflanzt, ein Skulpturenwald gehörte zum "Emscher Park" ebenso wie neugestaltete Fluss- und Seenlandschaften.
Am spektakulärsten fielen die alt gedienten Industrieanlagen mit ihren neuen Funktionen und Angeboten ins Auge. Am berühmtesten wohl: die Zeche Zollverein, die heute ein bekanntes Kulturzentrum ist, 2001 wurde sie sogar als Weltkulturerbe anerkannt. Kaum weniger sehenswert: der Gasometer in Oberhausen, in den 1920er Jahren errichtet, heute ein aufsehenerregender Museumsstandort. Aber auch eine frühere Kokerei sowie ein altes Umspannwerk wurden umfunktioniert zu Kultureinrichtungen. Die sogenannte "Route der Industriekultur", die die einzelnen Bauwerke mit neuer Funktion verbindet, wurde zu einer Touristenattraktion, zu einem Anziehungspunkt für die Menschen aus der Region, genießt inzwischen aber auch internationale Ausstrahlung.
Anhaltende Attraktivität
Das Jahr 1999 markierte zwar den offiziellen Schlusspunkt der Bauausstellung, doch viele Projekte und Vorhaben wurden erst danach fertig gestellt, werden zum Teil heute noch weitergebaut und -geplant, neustrukturiert oder erweitert. Die Bauausstellung ist insofern ein "dynamisches" Unterfangen, kein Wunder bei der Vielzahl und der Größe der Projekte. 19 Städte des Ruhrgebiets waren und sind beteiligt, Kommunen und Gemeinden, Privatinitiativen und Unternehmen. Rund 120 Einzelprojekte wurden verwirklicht, spektakuläre wie kleine, bescheidene (wie die Fahrradstation an den Bahnhöfen), pragmtisch orientierte wie Wohnsiedlungen und Stadtteiltreffs, visionäre wie Technologie- und Innovationsparks.
Die Menschen im Ruhrgebiet profitieren heute von der Umgestaltung ihrer Region. 2,5 Millionen Einwohner leben innerhalb der "Grenzen" der Internationalen Bauausstellung. Rund 4 Milliarden Investitionsgelder flossen in die Projekte, 3000 Wohnungen wurden gebaut, eben soviele denkmalgerecht saniert. Die Grünflächen wurden auf einer Größe von 300 Quadratkilometern gestaltet. Nicht alle der ursprünglichen 400 Ideen konnten umgesetzt werden. Manches blieb auf der Strecke. Doch insgesamt ist die "Internationale Bauausstellung Emscher Park" zehn Jahre nach ihrem "offiziellen Ende" eine Erfolgsgeschichte, und zudem Vorbild für vergleichbare Vorhaben im In- und Ausland.