Vogelgrippe befällt Russland und Kasachstan
1. August 2005Die Variante H5N1 des Vogelgrippe-Virus breitet sich weiter aus; sie gilt als extrem aggressiv. Ein kasachischer Landwirt liege bereits mit einer Vogelgrippe-Infektion im Krankenhaus, sagte ein Mitarbeiter des kasachischen Katastrophenschutzes der Agentur Interfax. Das Virus kann auch für Menschen tödlich sein: In Vietnam, Thailand, Kambodscha und Indonesien hat die Krankheit seit 2003 bereits 57 Opfer gefordert.
In Kasachstan verendeten innerhalb von zwei Tagen 600 Gänse. Seit Mitte Juli sind im südsibirischen Gebiet Nowosibirsk beinahe 2400 Hühner, Gänse und Enten gestorben; nun wurden am Montag (1.8.2005) die ersten Erkrankungen von Tieren auch aus der benachbarten Region Altai gemeldet. In der Siedlung Glubokoje starben bereits 300 Gänse, Enten und Hühner an der Vogelgrippe, schreibt die Agentur Itar-Tass.
Ursache: Import-Fleisch oder kranke Ente
Die russischen Behörden versicherten, die Lage sei unter Kontrolle. Sie haben die betroffenen Ortschaften unter Quarantäne gestellt; in Nowosibirsk werde das gesamte Geflügel der befallenen Dörfer getötet.
Außerdem prüfen die Behörden, wie das Virus nach Russland gelangt sein könnte. Ein möglicher Weg wäre infiziertes Import-Fleisch aus China. Einer anderen Version zufolge soll ein junger Mann eine verletzte, aus China eingeflogene Wildente mit nach Hause genommen haben. Diese habe dann die Tiere des Bauernhofes angesteckt.
WHO pocht auf Untersuchung
Das Wissenschaftsmagazin "Science" hatte bereits im Juli darauf hingewiesen, dass der H5N1-Erreger bei Zugvögeln in Westchina festgestellt worden sei und vor einer weltweiten Ausbreitung des Virus gewarnt.
Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf rief Russland auf, Proben der verendeten Tiere an ein von der WHO anerkanntes Labor zu schicken. Um sicherzustellen, dass es sich bei dem gefundenen Erreger tatsächlich um H5N1 handele, seien zusätzliche Tests unverzichtbar.
Zugvögel tragen das Virus weiter
Nach Expertenansicht könnte sich die Vogelgrippe auch bis nach Deutschland ausbreiten. "Zugvögel sind nicht kontrollierbar", sagte Prof. Herbert Schmitz vom Bernhard- Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Im Herbst setze wieder die Vogelwanderung ein. Und Wasservögel wie Wildenten seien oft Nachbarn von Hühnern.
Das Ansteckungsrisiko sei bei Menschen allerdings vor allem eine Frage des Kontakts und der Hygiene, betonte Schmitz. Eine ernsthafte Erkrankung sei nur durch Kontakt mit Kot oder Blut eines infizierten Tieres möglich, etwa bei Tiermedizinern, Bauern oder Schlachtern. "Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht bekannt geworden oder zumindest nicht bewiesen", erklärte Schmitz. "Das ist der Trost, den wir haben." In den Niederlanden sei nach dem Ausbruch eines anderen Hühner-Virenstamms bei hunderten Bauern ein Kontakt nachgewiesen worden, ohne dass eine Erkrankung aufgefallen wäre. (reh)