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Vom Freiheitskämpfer zum Terroristen

Jule Reimer, DLF24. Februar 2002

Die Ära der Kriegsherren aus der Zeit des Kalten Krieges geht in Angola zu Ende - Der Tod von Jonas Savimbi könnte den Frieden näher bringen.

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Sein Tod lässt Angola hoffen: Jonas SavimbiBild: AP

Während des Kalten Krieges war Jonas Savimbi einer der Dritte-Welt-Helden des Westens. Der Guerillero mit einem Doktortitel von der Universität Lausanne stand für den Widerstand gegen die sozialistische Volksbewegung für die Befreiung Angolas, die MPLA. Diese hatte in Angola nach der Unabhängigkeit von Portugal im Jahre 1975 die Regierung übernommen und verteidigte sich mit Hilfe russischer Militärberater und kubanischer Soldaten. In seinem Kampf um die Macht war Savimbi selbst die Unterstützung der südafrikanischen Apartheidsregierung recht, obwohl deren Politik der Rassentrennung einem schwarzen, unabhängigen Angola diametral entgegen stand.

Klassische Karriere als Freiheitskämpfer

Der Sohn eines protestantischen Laienpredigers und Bahnangestellten wurde 1934 in der Provinz Bengella geboren. Anfang der sechziger Jahre schloss sich Savimbi der angolanischen Befreiungsbewegung FNLA unter deren Führer Holden Roberto an. Nach Lehrjahren im maoistischen China gründete Savimbi 1966 seine eigene Rebellentruppe, die Union für die Totale Unabhängigkeit Angolas, kurz genannt UNITA. Mit dieser bekämpfte er erst die Portugiesen und dann die MPLA.

Das Ende der Blöcke: Kein Frieden für Angola

Die Umwälzungen in der Sowjetunion ermöglichten Ende der achtziger Jahre auch große Veränderungen im südlichen Afrika. MPLA und UNITA schlossen einen Waffenstillstand, die kubanischen Soldaten zogen ab, Namibia errang unter der Befreiungsbewegung SWAPO die Unabhängigkeit, Südafrikas Apartheidsregime entließ Nelson Mandela in die Freiheit. Die MPLA wandte sich vom Sozialismus ab.

Dennoch gab es in Angola keinen dauerhaften Frieden. Als Jonas Savimbi die von der UNO vermittelten Präsidentschaftswahlen 1992 entgegen allen Erwartungen knapp verlor, ließ der Rebellenführer wieder zu den Waffen greifen. Auch das spätere Friedensabkommen von Lusaka scheiterte erneut an dem absoluten Machtanspruch Savimbis. Sprachgewandt und charismatisch ließ er keinen Auftritt aus, um deutlich zu machen, dass er weitaus besser für Angolas Präsidentenamt geeignet sei als der eher schüchtern, fast unbeholfen wirkende Präsident Eduardo dos Santos. Dieser wird jedoch häufig unterschätzt. Immerhin regiert er Angola seit fast 23 Jahren.

Der Tod Savimbis nährt in dem Land die Hoffnung auf Frieden. Allerdings hinterläßt Savimbi auch ein Vakuum an der Spitze der UNITA. Die Frage ist, ob sich die Hardliner oder Reformer durchsetzen, die es im politischen Arm der UNITA durchaus gibt.

Langer Abschied vom Kalten Krieg

In Angola geht jedenfalls die Ära der alten Kriegsherren zu Ende. Staatspräsident Eduardo dos Santos hat angekündigt, bei den nächsten Wahlen, deren Termin allerdings noch offen ist, nicht mehr zu kandidieren. Wenn sich in der MPLA dann die Reformer durchsetzen könnten, wäre endlich der Weg für eine neue Generation von Politikern frei, die nicht mehr durch die Kämpfe des Kalten Krieges geprägt wurden