US-Soldat nach fünf Jahren wieder frei
1. Juni 2014US-Präsident Barack Obama und die Eltern des 28-jährigen Bowe Bergdahl bedankten sich am Samstagabend mit bewegenden Worten bei allen Helfern, die die Freilassung möglich machten. "Bowe ist niemals vergessen worden", sagte Obama mit Robert und Jani Bergdahl an seiner Seite im Rosengarten des Weißen Hauses. Zuvor hatte Obama die im Bundesstaat Idaho lebenden Eltern des Soldaten selbst telefonisch über die Entwicklung informiert. Die Freilassung Bergdahls im Austausch gegen fünf Guantánamo-Häftlinge war durch die Regierung in Katar vermittelt worden.
Im Jahr 2010 hatten US-Vertreter begonnen, mit den Taliban über ihren einzigen Kriegsgefangenen zu verhandeln. Nach Angaben eines hohen US-Regierungsbeamten ergab sich vor kurzem eine Gelegenheit, die unterbrochenen Gespräche wiederaufzunehmen, und die USA hätten diese Chance genutzt. Die US-Regierung sei die ganze Zeit über "auf den höchsten Ebenen" eingeschaltet gewesen.
Bei guter Gesundheit
Bergdahl war im Juni 2009 aus seiner Einheit in Afghanistan verschwunden. Die Taliban teilten daraufhin mit, sie hätten den Soldaten gefangen genommen und verbreiteten mehrere Propaganda-Videos, in denen Bergdahl die USA aufrief, sich für seine Freilassung einzusetzen.
Laut dem Nachrichtensender CNN erfolgte die Übergabe am Samstagmorgen an der östlichen Grenze Afghanistans. Mitglieder eines US-Spezialkommandos hätten eine Gruppe von Taliban getroffen, den Soldaten in Empfang genommen und dann per Helikopter in Sicherheit gebracht. Die Übergabe sei völlig friedlich verlaufen.
Derzeit befindet sich Bergdahl nach amerikanischen Angaben auf dem Weg von Afghanistan nach Deutschland. Er werde im US-Militärkrankenhaus im rheinland-pfälzischen Landstuhl erwartet, sagte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Washington in der Nacht zum Sonntag. Die Klinik ist das größte US-Lazarett außerhalb der Vereinigten Staaten.
Entlassene Häftlinge nach Katar geflogen
Die im Austausch für Bergdahl freigelassenen Guantánamo-Gefangenen wurden dem US-Regierungsbeamten zufolge am Samstag nach Doha in Katar geflogen, wo sie zunächst ein Jahr unter strikter Überwachung leben sollen. Sie befänden sich "im Gewahrsam und unter der Kontrolle" Katars. Ihre Bewegungsfreiheit sei eingeschränkt. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel teilte mit, dass die USA sich eng mit der Führung Katars über die Sicherheitsmaßnahmen abgestimmt hätten, "um zu gewährleisten, dass die nationale Sicherheit der USA nicht gefährdet wird".
Nach Angaben der "Washington Post" ist unter den fünf Männern Mullah Mohammed Fazl, ein ehemaliger Vizeverteidigungsminister der Taliban. Er befand sich seit der Einrichtung des Lagers im Januar 2002 in Guantánamo Bay.
In die Freude in den USA über Bergdahls Freilassung mischten sich daher auch kritische Stimmen. So bezeichnete der republikanische US-Senator John McCain die nach Katar überstellten Guantanamo-Häftlinge als "hartgesottene Terroristen" und forderte Vorkehrungen, damit sie "niemals wieder gegen die USA und unsere Verbündeten kämpfen können". Sein Parteifreund Mike Rogers sprach von einem Präzedenzfall, der Anreize für weitere Entführungen schaffen könnte.
gri/re (dpa, rtr)