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Vor 130 Jahren: J.R.R. Tolkien wurde geboren

Felix Schlagwein
3. Januar 2022

Ob "Der Hobbit" oder "Der Herr der Ringe" - mit dem britischen Autor J.R.R. Tolkien fing das Zeitalter der anspruchsvollen Fantasy-Literatur an. Auf die Welt kam er vor genau 130 Jahren.

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Szene aus "Der Herr der Ringe - Die Gefährten": Sean Astin als Sam Gamgee, Elijah Wood als Frodo Baggins, Billy Boyd als 'Pippin' Peregrin Took, Dominic Monaghan als Merry Date. Alle schauen sich kampfbereit um.
Die Filmreihe "Der Herr der Ringe" ist heute mindestens ebenso bekannt wie der RomanBild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library/Ronald Grant Archive

Es ist der 3. Januar 1892, als Mabel Tolkien im südafrikanischen Bloemfontein ihren ersten Sohn zur Welt bringt: John Ronald Reuel. Dieser soll später einmal ein weltweit erfolgreiches literarisches Universum erschaffen und damit zu einem der berühmtesten Schriftsteller aller Zeiten werden. 

Tolkiens Mutter jedoch erlebte den Erfolg ihres Sohnes nicht - sie starb, als er zwölf Jahre alt war. Doch sie war es, die den Grundstein für seinen späteren Werdegang legte. Sie las ihm Märchen und Sagen vor und lehrte ihn Latein, Französisch und Deutsch. Der junge John sog die Erzählungen seiner Mutter auf und begeisterte sich schon im Kindesalter für Sprachen. Später sollte er sogar eigene erfinden. 

Aufgewachsen im Auenland 

John und sein jüngerer Bruder Hilary wuchsen in einem Vorort der englischen Stadt Birmingham auf. Sarehole Hill war grün, unberührt und idyllisch - wie die Landschaft, in der Tolkien später seine Hobbits ansiedelte.

Als Mabel verstarb, kamen ihre beiden Söhne in die Obhut von Pater Francis Morgans, der von nun an der Vormund der zwei Kinder war. John fiel als ausgesprochen guter Schüler auf. Fasziniert von Sprachen und altenglischen Mythen, gründete er mit einigen Freunden den "Tea Club Barrovian Society", in dem sie über Literatur und Poesie diskutierten. In dieser Zeit fing Tolkien auch an, selbst zu schreiben - vorerst Gedichte. Doch es dauerte nicht lange und er erfand die ersten Sprachen - etwas, das er auch für seine späteren Romane machen würde. 

Auf den Spuren von Mittelerde

Als junger Ehemann im Schützengraben

Tolkien studierte am Exeter College in Oxford zunächst die klassischen Sprachen Latein und Griechisch, ehe er sich begeistert dem Walisischen zuwandte. Zu jener Zeit hatte der Erste Weltkrieg seinen Höhepunkt erreicht und Tolkiens Zeit an der Universität sollte nicht lange währen. Als 24-Jähriger wurde er an die Front nach Nordfrankreich gerufen - da war die Ehe mit seiner Frau Edith erst vier Monate jung. "Meine Frau zu verlassen, war wie der Tod für mich", schrieb er später.

Während viele seiner engsten Freunde dem grausamen Stellungskrieg in der Schlacht an der Somme zum Opfer fielen, überlebte Tolkien. Er kehrte zurück nach Oxford und suchte von nun an die Ruhe des einfachen Lebens. Tolkien wurde Dozent und später Professor für altenglische Sprache und Literatur. Er hielt tagsüber Vorlesungen, nachts schrieb er: an einem Fantasieuniversum mit eigener Geschichte, eigenen Kulturen und eigenen Sprachen.

Grün-graues Buchcover von "The Hobbit": ein Weg, Bäume und schneebedeckte Berge
1937 veröffentlicht: Tolkiens Fantasy-Roman "The Hobbit". Erst 1957 erschien das Buch auf Deutsch.

Vom Literaturprofessor zum Jahrhundert-Autor

Ursprünglich als Gutenachtgeschichte für seine Kinder gedacht, verfasste Tolkien Kapitel für Kapitel von "Der Hobbit". Das Wort "Hobbit" war ihm eines Tages zufällig in den Sinn gekommen. Er stellte sich die Hobbits als kleine menschenartige Wesen mit Fell auf den Füßen vor, die im grünen Auenland in Wohnhöhlen lebten.

Außerdem verlieh er ihnen einige Eigenschaften, die auch er selbst hatte: Die Liebe zur Natur, zu einfacher Küche und die Abneigung gegenüber Reisen. Doch Jahre sollten vergehen, bis Tolkien die Geschichte einem Verlag vorlegte. Als "Der Hobbit" dann 1937 erschien, faszinierte er Leser jeden Alters. Der Verlag wurde mit Briefen überschwemmt, denn die Leser dürsteten nach einer Fortsetzung. Doch gut Ding wollte Weile haben, und so ließ sich Tolkien 15 Jahre Zeit, um an dem Roman "Der Herr der Ringe" zu arbeiten. Schließlich war das Schreiben sein Hobby, nicht sein Beruf.

Szene aus der "Der Herr der Ringe"-Trilogie: Elijah Wood als Frodo liegend, mit angsterfülltem Blick. Ein goldener Ring fällt in Richtung seines Zeigefingers
Großer Kinoerfolg: Die "Herr der Ringe"-Filme mit Elijah Wood in der Rolle des FrodoBild: picture-alliance/dpa

Das Fantasie-Epos "Der Herr der Ringe" erschien Mitte der 1950er Jahre - und machte den britischen Professor zum Jahrhundert-Autor. Tolkien wurde Kult. Allein "Der Herr der Ringe" hat sich bis heute über 150 Millionen Mal verkauft. Die Film-Trilogie zum Buch spielte rund drei Milliarden US-Dollar ein und wurde mit 17 Oscars ausgezeichnet. Die Verfilmungen des "Hobbit" waren ebenfalls sehr erfolgreich. 

Neuer Film zeigt Tolkiens Lebensgeschichte

Unter der Regie des britischen Filmemachers James Strong will Warner Brothers Tolkiens Lebensgeschichte unter dem Titel "Middle Earth" verfilmen. Auch Peter Jackson, der schon "Der Herr der Ringe" und "Der Hobbit" inszenierte, soll an der Produktion beteiligt sein. Wann, das steht Corona-bedingt noch in den Sternen. 

Im Juni 2017 erschien posthum ein weiteres Buch von Tolkien. "Beren and Lúthien", die Liebesgeschichte zwischen einem Sterblichen und einer unsterblichen Elfe, ist eines von vielen Werken, die er zu Lebzeiten nicht fertigstellen und veröffentlichen konnte. Dabei war "Beren and Lúthien" eine von Tolkiens ersten Geschichten - er schrieb sie vor mehr als 100 Jahren. Beide Namen sind auf dem gemeinsamen Grabstein von Tolkien und seiner Frau Edith eingraviert - sie waren 50 Jahre miteinander verheiratet. Kurz nach ihrem Tod schrieb er in einem Brief: "Ich habe Edith niemals Lúthien genannt, aber sie war der Ursprung der Geschichte." 

1973 starb der weltbekannte Autor. Doch seine Erzählungen faszinieren die Menschen bis heute