Vor 40 Jahren: Sieg der Islamischen Revolution im Iran
Vor genau 40 Jahren übernahmen Ayatollah Chomeini und seine Anhänger die Macht im Iran. Die Begeisterung über das Ende des Schah-Regimes half ihm, sein bis heute herrschendes Staatssystem zu etablieren.
"Ich fühle nichts"
Chomeini in der Air France-Maschine auf dem Flug vom Pariser Exil nach Teheran am 1. Februar 1979. Auf die Frage eines Reporters, was er denn jetzt fühle, antwortete Chomeini: "Nichts - ich habe keine Gefühle." Gefühle sind weltlich, Chomeini war aber in göttlicher Mission unterwegs.
Millionenfacher Ruf nach Rückkehr Chomeinis
Am 10. und 11. Dezember 1978 gingen geschätzt zwischen sechs und neun Millionen Menschen in den Großstädten auf die Straße. Diese Demonstrationen verliefen - anders als noch am 8.September, als es zu einem Massaker an Demonstranten in Teheran kam - weitgehend friedlich. Das Schah-Regime hatte erkannt, dass seine Zeit abgelaufen und an der Machtübernahme durch Chomeini kein Weg vorbei führte.
Auch viele Iranerinnen jubelten Chomeini zu
Chomeini hatte vom Exil aus die Maßnahmen, die der Schah zur Emanzipation der Frauen ergriffen hatte, attackiert. Im Jahr 1963 erhielten sie beispielsweise das Wahlrecht. Dennoch waren auch die meisten Frauen angesteckt von der Begeisterung über die Rückkehr Chomeinis und das Ende des Schah-Regimes.
Selbstlegitimation des Schahs aus der Antike
1971 inszenierten der Schah und seine Frau Farah Diba (Foto) zum angeblichen 2500. Jahrestag der iranischen Monarchie in der antiken Stätte Persepolis ein aufwendiges Spektakel. Viele gekrönte und ungekrönte Staatschefs wohnten der Veranstaltung bei. Auch Chomeini sandte "Grüße" aus dem Exil - er verdammte die Monarchie als grausam, böse und unislamisch.
Im Exil
Der ehemalige persische Kaiser Schah Mohammed Reza Pahlavi mit seiner dritten Gattin Farah Diba im Exil in Cuerna Vaca (Mexiko) im Juni 1979. Unter dem Druck der islamischen Revolution hatte der Schah am 16. Januar 1979 den Iran verlassen. Nach einer Odyssee durch mehrere Länder und von Krankenbett zu Krankenbett erlag er am 27. Juli 1980 in Kairo seinem Krebsleiden.
Vielfalt des Anfangs
Verschleiert oder unverschleiert - die Revolution nahm darauf keine Rücksicht. Der befohlene islamische Konformismus wurde erst nach ihrem Sieg etabliert.
Soldaten schließen sich der Revolution an
Verbrüderung zwischen Soldaten und der iranischen Zivilbevölkerung im Januar 1979 in der Hauptstadt Teheran. Zum Zeichen des Friedens halten die Soldaten rote Nelken hoch. Am 11. Februar erklärte die Armee sich für neutral. Dessen ungeachtet kam es im Februar und April zu Hinrichtungen mehrerer Generäle durch revolutionäre Standgerichte.
Rede an die Nation auf dem Zentralfriedhof
Chomeini erklärte sofort nach seiner Rückkehr die Monarchie, die bisherige Regierung und das Parlament für illegal und sagte: "Ich werde eine Regierung ernennen ... Ich, aufgrund der Tatsache, dass diese Nation an mich glaubt." Dies war laut Kennern des Landes Anfang 1979 keine Selbsttäuschung, sondern Realität.
Das liberale Gesicht der Revolution
Mehdi Bazargan (1908-1995) war seit den 1930er Jahren in der Opposition gegen die Pahlavi-Dynastie aktiv, was er mit mehreren Jahren Haft bezahlte. Chomeini ernannte ihn zu seinem ersten Ministerpräsidenten, obwohl Bazargan ihn kritisch sah: Er habe einen "Schah mit Turban" erlebt, sagte er nach einem Treffen mit dem Ayatollah in Paris. Er war nur neun Monate im Amt.
Besetzung der US-Botschaft festigt Chomeinis Stellung
Im November 1979 besetzten radikale Studenten die US-Botschaft in Teheran und nahmen Botschaftsmitarbeiter als Geiseln. Hintergrund waren Befürchtungen über eine Rückkehr des Schahs mit US-Hilfe. Chomeini nutzte die neu entfachte revolutionäre Stimmung aus: Kritiker seines Verfassungsentwurfs, mit ihm als höchstem Führer und Religionsgelehrten, wurden als "US-Verbündete" kaltgestellt.
Ali Chamenei - Hüter des erstarrten Systems
1989 wurde Ali Chamenei vom Expertenrat zum Nachfolger Chomeinis gewählt. Er steht bis heute als höchster Rechtsgelehrter über allen Institutionen des Staates. Dem heute 79-jährigen fehlt das Charisma seines Vorgängers. Aber er repräsentiert die Politik der konservativen "Hardliner", die sich jeder Reform des Systems verweigern und Dissidenten gnadenlos verfolgen.