Vor 50 Jahren: Die erste Herztransplantation in Deutschland
Am 13. Februar 1969 transplantierte der erste Arzt in Deutschland ein menschliches Herz. Bereits zwei Jahre zuvor hatte ein südafrikanischer Spezialist die weltweit erste Herztransplantation durchgeführt.
Eine Meisterleistung der Medizin
Am 13. Februar 1969 transplantierte der Münchener Herzspezialist Rudolf Zenker erstmals ein Spenderherz in Deutschland. Die Transplantation war leider nicht erfolgreich. Nach nur 27 Stunden starb der Patient. Dennoch war die Methode auch in Deutschland nicht mehr aufzuhalten. Heute transplantieren Ärzte in Deutschland jährlich etwa 300 Herzen, so wie auf diesem Bild.
Eine medizinische Sensation
Zwei Jahre davor: Der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard führte weltweit die erste Herztransplantation durch und schrieb Medizingeschichte. Sein Patient war der 54-jährige Louis Washkansky. Bei der Operation im Groote Schuur Hospital in Kapstadt erhielt er das Herz einer jungen Frau, die bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Er selbst starb 18 Tage später an einer Lungenentzündung.
Ein eingespieltes Team
Fünf Stunden dauerte die Transplantation. 31 Ärzte waren daran beteiligt, darunter auch Christiaan Barnards Bruder Marius. Er erlangte allerdings bei weitem nicht eine so große Bekanntheit, genauso wenig wie die Spenderin, die 25-jährige Denise Ann Darvall. Für die Feststellung ihres Todes war die Diagnose Hirntod ausschlaggebend. Die Einwilligung zur Entnahme ihres Herzens gab ihr Vater.
Eine wahre Flut von Herztransplantationen
Am 2. Januar 1968 nahm Barnard zum zweiten Mal eine Herztransplantation vor. Philip Blaiberg lebte 18 Monate lang mit dem fremden Herzen. Es folgten weltweit etwa 100 Operationen. Die New York Times beschrieb es als "Epidemie von Herztransplantationen". Aber es kam oft zu Abstoßungsreaktionen oder zu lebensgefährlichen Infektionen.
Nicht nur Ruhm und Ehre
Kritiker an Barnard und der ersten Herztransplantation waren schnell zur Stelle. Die Operationstechnik hatte sich Barnard bei Kollegen in den USA abgeschaut, wo er bei Hunderten von Eingriffen an Hunden assistiert hatte. Dass der damals 45-jährige einen solchen Eingriff an einem Menschen durchführte, hielten viele seiner Kollegen vor allem in den USA für fahrlässig und auch für eine Frechheit.
Von jetzt auf gleich berühmt
Geboren wurde der bekannteste Chirurg der Welt am 8. November 1922 im südafrikanischen Beaufort West als Sohn eines protestantischen Missionars. Sein Weg führte ihn über seine Stellung als Assistenzarzt, praktischer Arzt und Internist in einem Infektionskrankenhaus hin zur Chirurgie. Mit der ersten Herzverpflanzung trat er ins Licht der Öffentlichkeit und wurde auf der ganzen Welt bekannt.
Zwischen Papst, Mandela und der Gräfin von Monaco
Barnard trat im Fernsehen auf, nahm an Gesprächsrunden teil, war ein gern gesehener Gast bei Empfängen und Festen und auf Du und Du mit den wichtigen Persönlichkeiten dieser Zeit. Gräfin Gracia Patricia von Monaco gehörte dazu wie hier beim Tanzen. Ein Besuch bei Papst Paul VI. durfte da nicht fehlen. Die Mächtigen der Welt schmückten sich mit seiner Anwesenheit.
Guiness-Buch der Rekorde
An zweiter Stelle hinter Nelson Mandela wurde Barnard auf Platz Zwei der berühmtesten Menschen der Welt gewählt. Damit aber nicht genug: Er landete auch im Guinness-Buch der Rekorde. Es war seine Wirkung auf Frauen, die ihm den Eintritt in dieses Werk verschaffte, denn er bekam mehr als 200 Fan-Briefe pro Tag. Auch die weltbekannte Gina Lollobrigida gehörte zu seinen Verehrerinnen.
Chirurg mit Charme
Eine jugendliche Ausstrahlung wurde Barnard immer wieder gerne bescheinigt. Dreimal war der Charmeur par excellence verheiratet: 1948 gab er Aletta Gertruida Louw das Jawort. Scheidung: 1970. Im selben Jahr heiratete der damals 48-jährige die 18-jährige Barbara Maria Zoellner. Scheidung: 1982. Karin Setzkorn wurde 1988 Ehefrau Nummer Drei. Insgesamt hatte Bernard sechs Kinder.
Das "Aus" als Chirurg
Im Alter von 61 Jahren erkrankte Barnard an Arthritis. Sie betraf vor allem seine Hände, so dass der berühmteste Herzchirurg der Welt nicht mehr operieren konnte. Seitdem beschäftigte er sich unter anderem mit der Erforschung von Alterungsprozessen und verfasste Bücher wie "Mit Arthritis leben" – Ein Handbuch für alle Arthritis-Kranken.
Tod am Pool
Christiaan Barnard starb am 2. September 2001, im Alter von 78 Jahren auf Zypern. Als Todesursache wurde zunächst ein Herzinfarkt vermutet. Später hieß es, es sei ein Asthmaanfall gewesen. Zeitlebens hatte sich der weltberühmte Herzchirurg an die Regel behalten: Sport treiben, täglich ein bis zwei Gläser Rotwein trinken, viel Olivenöl und Sex. Bestattet wurde er in Beaufort West.
Aus einer Sensation wird Routine
Barnard hinterließ der Medizin ein wichtiges Erbe. Zwar dauerte es einige Jahre und es gab viele Rückschläge. Aber inzwischen wurden Herztransplantationen zu einem sicheren Behandlungsverfahren weiterentwickelt und sind heute fest etabliert. Allerdings mangelt es nach wie vor an Spenderorganen.