Vor der Wahl: Was Sie über Niedersachsen wissen sollten
An diesem Sonntag findet in Niedersachsen die erste Landtagswahl nach der Bundestagswahl vom September statt. Hier sind interessante und skurrile Infos über das Bundesland.
Im Flachland
Eine Schlammschlacht ist bislang ausgeblieben im niedersächsischen Wahlkampf. Ganz anders hier im August beim deftigen Watt-Fußball (Swamp Soccer) im Rahmen der Ostfriesischen „Wältmeisterschaften“. Das Wattenmeer prägt den Norden Niedersachsens.
Deutschlands Agrarland Nummer 1
Die Agrarindustrie, vor allem mit Schweine- und Kälbermast, ist in Niedersachsen von zentraler Bedeutung. Bei der "Schau der Besten" in Verden wird die schönste Milchkuh aus Niedersachsen gewählt. Dabei konkurrieren knapp 200 Tiere. Darüber hinaus produziert Niedersachsen laut Landesregierung fast die Hälfte der deutschen Kartoffeln.
Ein Land, ein Konzern: Niedersachsen und VW
Dieser Einfluss von Politikern ist einzigartig: Das Land Niedersachsen gehört zu den größten Anteilseignern von Volkswagen (hier das Stammwerk in Wolfsburg) und hält 20 Prozent des Konzerns. Die Landesregierung kann daher bei dem Autobauer mitreden und auch zwei Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden.
Zwei Hüte auf
Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil ist als Ministerpräsident auch Mitglied im VW-Aufsichtsrat. Qua Amt, so wie auch sein Wirtschaftsminister, Olaf Lies, ebenfalls ein SPD-Politiker. Für Weil hat sich die Mitgliedschaft von Vertretern der Landesregierung in dem Gremium "Jahrzehnte lang bewährt".
Ziemlich beste Freunde
Kritik an der massiven Verflechtung zwischen Politik und VW-Konzern wurde allerdings immer wieder laut. Etwa auch unter Gerhard Schröder, von 1990 bis 1998 Ministerpräsident von Niedersachsen, (rechts im Bild, bei der Verleihung der Landesmedaille an VW-Vorstandschef Ferdinand Piech). Als Bundeskanzler erhielt Schröder später den Beinamen "Autokanzler".
Der Herausforderer
Der Herausforderer von Ministerpräsident Stephan Weil, CDU-Landeschef Bernd Althusmann, will im Falle eines Wahlsiegs auf externe Expertise bei VW setzen. Ein Wirtschaftsprüfer soll demnach einen der Sitze im Aufsichtsrat besetzen.
Überlebensgarant VW
Die wirtschaftliche Bedeutung von VW für Niedersachsen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es geht um Jobs: Von den insgesamt weit über 600.000 Beschäftigten des Konzerns arbeiten gut 120.000 in dem Bundesland. Neben dem Stammsitz Wolfsburg auch hier, im Werk Emden, wo produzierte Fahrzeuge auf Verschiffung warten.
Spitze bei der Windkraft
Niedersachsen steht beim Windkraft-Ausbau an der Spitze. Mit 203 neuen Windenergieanlagen im ersten Halbjahr 2017 stellte das Land laut Bundesverband Windenergie ein Viertel des Gesamtzubaus.
Von Hannover ins höchste Staatsamt
Auch er begann seine politische Karriere in Niedersachsen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. 1996 wurde er unter Ministerpräsident Gerhard Schröder Leiter der Staatskanzlei in Hannover. Nach dessen Wahl zum Bundeskanzler folgte Steinmeier ihm und wurde 1999 Chef des Bundeskanzleramtes. Später übernahm er unter Kanzlerin Angela Merkel zweimal das Amt des Außenministers.
Tochter eines ehemaligen Landesvaters
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wuchs in Niedersachsen auf. Ihr Vater, Ernst Albrecht, war von 1976 bis 1990 Ministerpräsident in einer CDU/FDP-Regierung.
Stühlerücken in Hannover
Hier werden nach dem 15. Oktober die Karten neu gemischt: Der Landtag in Hannover. Dem niedersächsischen Parlament gehören mindestens 135 Abgeordnete an. Wegen Überhang- und Ausgleichsmandaten gibt es derzeit 137 Parlamentarier. In 87 Wahlkreisen werden die Abgeordneten direkt gewählt, die anderen ziehen über die Landeslisten ein.