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Sprakebüll lebt sehr gut mit Energiezukunft

7. August 2021

Für die 260 Einwohner im nordfriesischen Sprakebüll ist die Energiewende längst Alltag: Wind, Sonne und Biogas liefern Strom und Wärme, und E-Mobilität ist Standard - Arbeitsplätze und Profit für alle inklusive.

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Wind und Solarparks von Sprakebüll aus der Luft
Landwirtschaftsbetrieb Andresen in Sprakebüll mit Biogas und Solar: im Hintergrund der BürgerwindparkBild: SEA

"Ich bin stolz auf Sprakebüll. Es ist toll, das zu erleben, und von Leuten von außerhalb zu hören, wie Sprakebüll durch seine Öko-Energie bekannt geworden ist", sagt Christina Johannsen. Sie betreibt mit ihrem Mann einen Bio-Bauernhof und Hofladen, viele Kunden sprechen sie auf das Vorzeige-Energiedorf an. Denn in Sprakebüll ist die Energiewende schon gelungen.

Deutschland Christina Johannsen in ihrem Bio-Hofladen von Sprakebüll mit Sohn Klaas
Aufwachsen im Zukunftsdorf: Christina Johannsen und Sohn Klaas im eigenen Hofladen Bild: Gero Rueter/DW

Gleich gegenüber vom Hofladen können die Kunden ihr Elektroauto aufladen. Dahinter werden Häuser für junge Familien gebaut. Und das neue Feuerwehrhaus an der Ecke wurde mit den Einnahmen vom Bürgerwindpark finanziert, sagt Bürgermeister Karl-Richard Nissen stolz und zeigt auf sechs hellgraue Windkraftanlagen, etwa zwei Kilometer entfernt.

Geld für die Gemeinde und hohe Akzeptanz

"Die alternativen Energien haben nur Positives gebracht," sagt Nissen. Durch die Wind- und Solaranlagen fließen Gewerbesteuern in die Gemeindekasse. "Die Gemeinde ist in der Lage, Dinge zu machen, die sie sonst nicht machen kann. Das muss man ganz klar sagen."

So wurden hier beispielsweise Fahrradwege gebaut, die Gemeinde unterstützt den Musikunterricht für Kinder, und das E-Auto des Dorfes können per Carsharing alle sehr günstig nutzen.

Deutschland Elektroauto von Sprakebüll für die Bewohner
Bürgermeister Richard Nissen (vorne) und Christian Andresen mit dem E-PKW zum Ausleihen Bild: Gero Rueter/DW

Der wichtigste Erfolgsfaktor sei "die Beteiligung der Bürger an den Projekten", erklärt Nissen. Ohne die gäbe es zum Beispiel den zweiten Windpark hier nicht. Im Gemeinderat hatten zwar nicht alle dafür gestimmt, das Ergebnis werde aber von allen akzeptiert. "Nicht Großinvestoren das Feld hier zu überlassen, das war das Entscheidende", betont Nissen im Rückblick.

Engagement und Rendite für saubere Energie

Der erste Bürgerwindpark hier ging schon 1998 ans Netz. Das Grundkapital stemmten einige Dorfbewohner und Landwirte gemeinsam. Ohne diese Investitionen und Sicherheiten auf eigene Häuser hätten die Banken damals die Kredite über 7,5 Millionen Euro für die fünf Windkraftanlagen kaum finanziert, erzählt Landwirt Hans-Christian Andresen (73), einer der Initiatoren.

Heute sind Bankkredite für solche Projekte kein Problem, und an neuen Windparks beteiligen sich viele Anwohner. Auch für die beiden Solarparks in Sprakebüll gab es viel Bürgerbeteiligung. Viele hier haben zudem Solarmodule auf dem eigenen Dach. Insgesamt wird so in der Gemeinde rund 50 Mal mehr Strom erzeugt als verbraucht.

Und geheizt wird hier schon lange nicht mehr mit Öl: Alle Häuser im Dorf wurden 2013 an ein eigenes Dorfwärmenetz angeschlossen. Die Wärme wird in einer Anlage gleich neben Johannssens Hofladen erzeugt, das Biogas kommt per Leitung von einem Bauernhof.

Biogasanlage von Sprakebüll und im Hintergrund ein Windrad und PV auf dem Dach
Die Biogasanlage in Sprakebüll versorgt auch den Nachbarort Leck mit Energie fürs HeizenBild: Gero Rueter/DW

Mit Innovation gegen Landflucht

In den 1960er Jahren hatte Sprakebüll 26 landwirtschaftliche Betriebe, heute sind es noch drei, erzählt Bürgermeister Nissen. Ohne die Erneuerbaren Energien "wären wir eine ganz arme Region", sagt Nissen. 

Das könne man sehr gut im Nachbarland Dänemark sehen, die Grenze ist nur 15 Kilometer weiter nördlich. "In Dänemark hat die Entwicklung mit alternativen Energien in dieser Form nicht stattgefunden. Wenn man dahin fährt, dann sieht man, wie tot die Dörfer sind. Die Landwirtschaft ist wie hier am Boden. Und sonst ist da nichts."

Und ohne innovative Arbeitgeber wie die Andresens, die 30 Mitarbeiter beschäftigen, gäbe es wohl auch hier "eine große Landflucht, dann wäre ich nicht hier", bestätigt Christian Andresen. Er ist 42, gelernter Agraringenieur und stieg 2007 in die vom Vater gegründete Firma ein. Andresen baut Solaranlagen, betreut Bürgerwind- und Solarparks und berät Landwirte bei der Umstellung auf Feldroboter mit Solarkraft.

Mitarbeiter der Firma Firma Sonnenenergie Andresen in Sprakebül stehen neben einem etwa 8 Quadratmeter grossen Solarmodul auf einem Fahrgestell. (Farmdroid)
Dieser Feldroboter übernimmt mit Solarenergie alleine die FeldarbeitBild: SEA

Gute Zukunftsschancen

Die ganze Region habe gewonnen, findet der Agraringenieur. "Hier ist viel Know-How und Innovationskraft entstanden, vieles wird weiterentwickelt und man sucht nach Lösungen, was man alles mit dem Strom machen kann."

Das gilt auch für ein erfolgreiches Wasserstoff-Projekt im 20 Kilometer entfernten Haurup. Hier wird mithilfe eines Elektrolyseverfahrens Wasserstoff aus Windstrom produziert und in die Erdgasleitung eingespeist.

Deutschland Elektrolyseur in Haurup bei Flensburg. Mann steht neben einem grauen Container und dahinter ein Windrad.
In Nordfriesland ist die Energiezukunft schon Realität: Aus Windstrom wird in diesem Container Wasserstoff erzeugtBild: Gero Rueter/DW

"Technisch und auch finanziell ist es kein Problem, 2030 die Welt komplett mit erneuerbaren Energien zu versorgen", ist Andresen überzeugt. Sein Dorf sei ein gutes Beispiel dafür, dass "es viel schneller gehen wird, als viele heute glauben".

 

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion